Junioren-EM: Thriller bei den Solisten und im Radball

15 Hundertstel trennten am Ende Siegerin und Zweitplatzierte. Die Entscheidung um den diesjährigen EM-Titel 2019 der Juniorinnen im Kunstradfahren war ein echter Krimi.

Drehort: Das französische Geispolsheim. Nicht mal ein kleiner Wackler, mit 0,2 Punkten der geringste Abwertung bei Kunstrad-Wettkampfküren, entschied über die Titelvergabe.

Letztlich hatte die Europameisterin von 2017, Lorena Schneider aus Höchst/Österreich, mit 173,91 Punkten hauchdünn die Nase vorn – und EM-Neuling Jana Pfann (Bruckmühl/GER – 173,76 P.) knapp das Nachsehen.

Die Top-Gesetzte Pfann ging mit vier Punkten Vorsprung in den Wettbewerb, galt als aktuelle HRS-Weltjahresbeste durchaus auch als Favoritin. Doch sie selbst sah die routinierte Lorena Schneider, immerhin mehrfache EM-Teilnehmerin und nunmehr dreifache Medaillengewinnerin, als Titelanwärterin.

Dennoch, nach der Entscheidung war Jana Pfann die innerliche Zerrissenheit deutlich anzumerken. Erst drückte sie ihre Konkurrentin Schneider herzlich und gratulierte zum Sieg. Dann mischten sich Freudentränen mit denen der Enttäuschung.

Bronze sicherte sich Alessa Hotz aus der Schweiz, die ihren Rang mit 152,76 Zählern klar absicherte. Die zweite deutsche Starterin, Theresa Klopfer, musste sich nach Rang vier im Vorjahr dieses Mal mit dem fünften Rang zufrieden geben.

Radball: Nach klaren Rückstand in Verlängerung gerettet

Direkt nach diesem dramatischen Finale folgte am zweiten EM-Tag zum Abschluss ein ebenso packendes Endspiel im Radball. Eines, in welchem die Titelverteidiger Eric und Tim Lehmann (Großkoschen/GER) gegen die Schweizer Rivalen Timon und Yannick Fröhlich (Altdorf) Moral zeigten.

Die Lehmann-Zwillinge lagen schon 0:3 hinten, kämpften sich wieder heran und erzwangen mit 4:4 eine Verlängerung. Hier gab es mit 2:2 erneut ein Unentschieden; Viermeterschießen – welches die Schweizer mit 3:1 gewannen.

„Dieses Finale hat alle mitgerissen, die zwei besten Teams der EM haben sich nichts geschenkt“, meinte Nachwuchs-Bundestrainer Lars Wegmann, der zusammen mit Chef-Trainer Michael Lomuscio das deutsche Team betreute.

Und Lomuscio hatte schon nach der Hauptrunde und den Halbfinale festgestellt: „Die Schweizer spielen zwar ein unspektakuläres aber sehr effektives Radball und sind starke Gegner.“

Die Österreicher Philipp Schwendinger und Bastian Arnoldi (Dornbirn) setzten mit Bronze die Tradition von Vorarlberger Radball-Medaillengewinnern fort. Sie schlugen im kleinen Finale gegen Tschechien mit 3:1.

Vierer U19: Die Schweiz obsiegt im Dreikampf

Im Vierer U19 gab es das ewig brisante Duell zwischen den Vertretungen aus der Schweiz und aus Deutschland. Den Sieg auf schwierig zu befahrenden Parkett holten die Eidgenossinnen
Valerie Unternährer, Tina Schönenberger, Selina Niedermann und Stefanie Haas vom ATB Uzwil. Sie erzielten 179,33 Punkte.

Damit zogen die Vier am Quartett aus Mainz-Ebersheim vorbei. Stella Rosenbach, Milena Schwarz, Selin Ülker und Tijem Karatas waren mit der höchsten Schwierigkeit am Start, kamen aber nur auf 161,76 Punkte.

Da nur drei Teams angetreten waren, ging es in diesem Wettbewerb lediglich um die Verteilung der Medaillen – die aber durchaus spannend war. Die Slowakinnen Eszter Kulich, Anasztazia Domin, Henrietta Domin und Panna Rebeka Mihalics reichten gleichfalls einen hohen Kürwert ein und kamen auf 158,78 Zähler.

Einer Junioren: Tim Weber macht Titelhattrick perfekt

Tim Weber (Böhl-Iggelheim/GER) wurde zwar seiner Favoritenrolle gerecht. Doch er musste nach seiner Kür zittern. Beim Maute-Sprung ein kurzer Wackler, aber gestanden. Die Schlussübung, die Standsteiger-rückwärts-Drehung, setzte er allerdings in den Sand. Beim Stand von 188 Punkten ein Sturz und Prozentabzüge.

180,70 Punkte galt es zu schlagen. Die hatte sein größter Konkurrenten Simon Köcher (Öschelbronn/GER) diese Mal – im dritten EM-Duell dieser beiden Jungs – vorgelegt. Nach bangen Sekunden dann Bestätigung: 182,91 Punkte reichten dem zweimaligen EM-Gewinner Weber, um Köcher erneut in Schach zu halten – und damit den Titelhattrick perfekt zu machen. Ein Kunststück, das bisher nur wenigen vor ihm gelungen ist.

Platz drei ging mit deutlichen Abstand an den Tschechen Martin Kouril (119,93 P.) vor dessen Landsmann Radek Jancik (110,99 P.).

Zweier Juniorinnen: Neulinge entthronen Titelverteidigerinnen

Bei den Zweierfahrerinnen bahnte sich auf dem Papier ebenso ein enges Duell um den Titel an.
Die EM-Neulinge aus Deutschland, Anika Papok/Anna-Sophia von Schneyder (Lottstetten), und die Titelverteidigerinnen Rosa Kopf/Svenja Bachmann aus Österreich gingen mit nahezu identischen Ausgangswerten ins Rennen.

Letztlich zeigten Papok/von Schneyder den besseren Vortrag und gewannen mit 121,16 Punkten vor Kopf/Bachmann (118,93). Dritte wurden die Schweizerinnen Simona Lucca und Larissa Tanner (71,95).

Zweier U19: Konkurrenzlos zum Sieg

Alexander Brandl und Andreas Steger (Schleißheim/GER) mussten ihre Kür eigentlich nur halbwegs durchfahren, um Europameister zu werden. Zu weit entfernt waren die beiden anderen Paare, die in Geispolsheim antraten.

Mit 122,92 Punkten legten Brandl/Steger allerdings eine saubere EM-Premiere aufs Parkett. Silber ging an das Mixed-Duo Panna Klara Zan-Fabian/Sebastian Hei aus der Ukraine (45,57) vor Jelle Delporte/Lien Pattyn aus Belgien, die mit 22,07 Zählern seit langem mal wieder eine EM-Medaille für ihre Nation holten.

Im Medaillenspiegel wurde die deutsche Dominanz der vergangenen Jahre etwas aufgebrochen. Zwar liegt das BDR-Team mit zwei Gold- sowie vier Silbermedaillen erneut auf dem obersten Platz. Doch die Schweiz auf Rang zwei, eroberte zwei Titel sowie zweimal Bronze und Österreich holte einen kompletten Medaillensatz. (st/fotos: diesportfotografen/radball.at)

Alle offiziellen Ergebnisse unter uec.ch

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