Team Großbritanien: Vom Fahrrad-Fußball zum WM-Teilnehmer

Eine mögliche Premiere im UCI Radball-Weltcup steht für Großbritannien noch in den Sternen. Es wäre das 25. Land, die an der höchsten Wettkampfserie antreten würde. Die britische Mannschaft ist seit wenigen Jahren die neueste Nation in der Hallenradsport-Szene, die seit mehr als hundert Jahren von Deutschland, Österreich, der Schweiz und Tschechien dominiert wird. Bis dahin liegt noch ein sehr langer Weg vor Großbritannien.

Dennoch, die Entwicklung der bisher jüngsten Radball-Nation ist beachtlich. Alles begann während der Fußball-Weltmeister 2014. Radsport-Trainer und Streetworker Felix Young startete mit seiner Jugendgruppe in Bath (in der Nähe von Bristol) mit Mountainbikes, Fußball zu spielen. Nur zum Spaß.

Es entstanden Videos, die in den Social Medias landeten. Wenig später stellte Jugendbetreuer Young fest, dass es diese Sportart tatsächlich als Wettkampfsport bis hin zu UCI-Weltmeisterschaften gibt. „Und da dachte ich, wenn es in unserem Land sonst niemand gibt, könnten wir vielleicht GB eines Tages bei einer WM vertreten“, erzählte Young. „Allerdings“, betont er, „war das Ziel nicht, dass wir nur das Nationaltrikot bekommen und zur Weltmeisterschaft fahren, sondern, den Sport bei uns langfristig aufzubauen.”

Es sollten nochmal vier Jahre ins Land ziehen, ehe es zum ersten Kontakt mit Spielern von etablierten Radballcubs vom europäischen Festland kam. Marco Wagner, deutscher Bundesligaspieler aus Naurod und Junioren-Europameister von 2015, ist seit 2018 Entwicklungspate für Großbritannien. Wagner hatte im Frühjahr 2018 auf Instagram die radballspielenden Engländer auf ihren Mountainbikerädern entdeckt. Und bereits im Herbst ging es für ihn, drei Mistreitern und vier gespendeten Rädern des Fördervereins Indoor Cycling World Wide (ICWW) im Gepäck auf die Insel.

Nach dem ersten Rendezvous war Wagner voll des Lobes. Er sprach von einer „Lovestory“ und „ein sehr großes Ding“. GB-Coach Felix sei ideenreich, gut strukturiert und versprühe ansteckenden Enthusiasmus. Wagner erkannte damals: „Er will seine Leidenschaft auf der britischen Insel an den interessierten Nachwuchs bringen.“ Und das mit konkreten sowie großen Zielen: ein Ligabetrieb ab 2019 und die WM-Teilnahme 2022.

Young ist es, der seither größtenteils die Finanzierung von Hallenzeiten und Trainings-Equipment übernimmt und den Sport im Land voranzubringen versucht. Und das ist gar nicht so einfach. Eine feste Trainingshalle gibt es nicht. Felix hat improvisierte Tore und Banden aus Plastik organisiert, die jeweils auseinandergebaut und transportiert werden können. Gelagert wird das gesamte Equipment des britischen Radball-Teams in seiner privaten Garage.

Während der Corona-Pandemie brach der Kontakt nie ab. 2022 folgte dann ein hochrangiger Besuch: Der mehrfache Weltmeister Patrick Schnetzer aus Österreich reiste mit seinem damals neuen Partner Stefan Feuerstein (RV Dornbirn) sowie mit dem deutschen Top-Team Marius Hermanns und Sven Holland-Moritz (RSC Schiefbahn) an. Der mehrtägige Workshop – mit der Durchführung der ersten inoffiziellen Britischen Radballmeisterschaft – führte zu deutlichen Fortschritten. Ein weiterer Höhepunkt: der Besuch von Global Cycling Networks (GCN) mit einem Videodreh für Youtube. Der Clip wurde bereits mehr als 85.000 Mal angeklickt.

Die erste große Hürde, den nationalen Verband davon zu überzeugen, an den Weltmeisterschaften teilnehmen zu können, hat das Team nach anfänglichen Widerstand des nationalen Verbandes dann auch erfolgreich genommen. British Cycling wollte zunächst nur Sportler zu einer WM entsenden, die Medaillenchancen haben. Unrealistisch, denn neue Nationen müssen sich zunächst in der B-Division etablieren, um als Staffelsieger um den Aufstieg in die Top-Sechs-Nationen spielen zu können.

Doch nach viel Überzeugungsarbeit durften 2022 Mark Percival, (damals 28) und Jenson Harris (17) Pionierarbeit leisten und bei den UCI-Titelkämpfen im belgischen Gent antreten. Ein Jahr später folgte ihr großer Auftritt bei der Heim-WM in Glasgow. Zwei lehrreiche Turniere. „Im ersten Jahr konnten wir noch nicht mal alle Regeln“, blicken die beiden lachend zurück.

2024 sind es wieder Percival und Harris, die bei der WM in Bremen in der B-Division für Großbritannien spielen werden. Ihr sportliches Ziel: Die WM-Bilanz von bisher sechs Treffern bei 98 Gegentoren aus elf Partien verbessern. „Wir wollen gerne, dass wir nicht nur wie „Eddy the Eagle“ wahrgenommen werden, sondern würdige Fahnenträger für eine neue Sportart in Großbritannien sein“, sagen die beiden.

Derweil lädt Teamchef Felix Young interessierte Kinder, Jugendliche und Quereinsteiger ein, an der britischen Radballgeschichte teilzuhaben. „Wir trainieren zweimal wöchentlich in Bath.“ In Ipswich, an der Nordostküste gelegen, gebe es eine zweite Gruppe. Und mit dem ICWW arbeite man zusammen, um Fahrräder und Ausrüstung für neue Spieler und Teams zu beschaffen. „Aber man kann auch mit BMX- und Mountainbikes beginnen.“ So wie er und seine Jungs damals 2014 völlig unbedarft einen Stein ins Rollen gebracht haben.

Derweil lädt Teamchef Felix Young interessierte Kinder, Jugendliche und Quereinsteiger ein, an der britischen Radballgeschichte teilzuhaben. „Wir trainieren zweimal wöchentlich in Bath.“ In Ipswich, an der Nordostküste gelegen, gebe es eine zweite Gruppe. Und mit dem ICWW arbeite man zusammen, um Fahrräder und Ausrüstung für neue Spieler und Teams zu beschaffen. „Aber man kann auch mit BMX- und Mountainbikes beginnen.“ So wie er und seine Jungs damals 2014 völlig unbedarft einen Stein ins Rollen gebracht haben.

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