Kunstrad-Bundestrainer Dieter Maute: „Umdenken nach dem Schock“

Interview mit dem Bundestrainer der Kunstfahrer nach WM-Absage

Eine Woche Urlaub – und mit dem Wohnmobil durch die Gegend ziehen. Frust abbauen könnte man das auch nennen, denn Kunstrad-Bundestrainer Dieter Maute kann aufgrund der Komplett-Absage der Rest-Saison erstmals keine Sportler für die internationalen Highlights vorbereiten. Die WM in der Stuttgarter Porsche-Arena wäre sicherlich zu einem weiteren Medaillenreigen der deutschen Hallenrad-Champions geworden. Und nun der komplette Shutdown.

Herr Maute, die Elite-Saison fällt in diesem Jahr aus. Wie haben Sie auf die Absage reagiert?

Dieter Maute: „Natürlich war ich enttäuscht, wie die Sportler auch. Ich hatte vor allem gehofft, dass man die deutsche Meisterschaft mit einem entsprechenden Hygienekonzept durchführen kann. Aber nachdem keine Genehmigung erteilt wurde, machten bedeutungslose German Masters auch keinen Sinn. Dass es mit der WM in Stuttgart schwer werden würde, war abzusehen. Mit dieser Verschiebung war zu rechnen. Die Titelkämpfe hätten auch einen gewissen Makel gehabt. Mit vielleicht nur zehn statt über 20 Nationen – die Aktiven aus Asien können zum Beispiel seit einem halben Jahr nicht trainieren.“

Ähnliches hat die Sportwelt, auch der Kunstradsport, noch nicht erlebt?

Dieter Maute: „Ich bin jetzt rund 45 Jahren ‚dabei‘ und habe neulich meinen Vater (Anm: ehemaliger Landestrainer in Albstadt und aufmerksamer Beobachter) getroffen. Der kann sich, bis zurück in die sechziger Jahre, auch an keine ähnliche Lage entsinnen. Und ist ebenso zwiegespalten. Und es tut einem einfach leid, dass die Sportler nicht zeigen können, was sie sich antrainiert haben.“

Der Hallenradsport, sowieso um öffentliche Aufmerksamkeit ringend, verschwindet für ein dreiviertel Jahr von der Bildfläche. Wie bitter ist das?

Dieter Maute: „Ja, das ist ein Verlust für den Sport – es wäre eine Chance gewesen, in den Fokus zu rücken – als eine der wenigen ein Top-Event ausrichtenden Verbände. Aber letztendlich hat die Vernunft gesiegt und der Gefahr von Ansteckungen wurde vorgebeugt.“

Sie mussten die Sportler – ausgerechnet beim ersten Lehrgang in Albstadt – mit der Entwicklung konfrontieren. Beschreiben Sie bitte die Reaktionen.

Dieter Maute: „Enttäuscht und geschockt, klar. Vor allem den vierfachen Weltmeister Lukas Kohl hat das hart getroffen. Aber sie hatten die Situation ja auch weltweit verfolgt und Schlüsse gezogen. Deshalb folgte relativ schnell ein Umdenken. Man versucht, neue Motivation zu schöpfen, sich neue Ziele für die Saison 2021 zu setzen. Als Trainer sage ich: es sind jetzt drei Monate mehr Zeit zur Vorbereitung. Das begann schon beim Lehrgang, bei dem die Sportler erste neue Übungen ausprobierten. Sie gingen dabei total ehrgeizig und engagiert ans Werk.“

Sie selbst wollten, zusammen mit Sohn Max, mit der Ausrichtung des Weltcup-Finals in Albstadt die Generalprobe für die WM lancieren. Ist dieses Event ebenfalls ad acta gelegt?

Dieter Maute: „Wir stehen in Gesprächen mit der die Serie ausrichtenden Vereinigung Indoor Cycling World Wide und dem Weltverband UCI. Aber eigentlich macht dies ohne Saison und ohne WM keinen Sinn mehr. Wir versuchen jetzt, die Sponsoren ins nächste Jahr ‚mitzunehmen‘ und einen Termin in der Halle auszuloten. Dann ebenfalls sechs Tage vor den Weltmeisterschaften.“ (bdr-medienservice)

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