Weltmeister Lukas Kohl läuft nicht mehr alleine

Noch herrscht Unsicherheit ob der sportlichen Höhepunkte auf dem Parkett – da hat der vierfache Kunstrad-Weltmeister Lukas Kohl (Kirchehrenbach) einen ersten Gordischen Knoten durchtrennt.

Als erster bayerischer Kunstradfahrer darf er nun wieder in der Halle trainieren – aufgrund einer Anerkennung als „Berufssportler“ und natürlich unter entsprechenden Auflagen.

Während der Corona-Einschränkungen hatte sich der 24-Jährige auf der Veranda fit gehalten. Zunächst mit der Umsetzung selbst geschriebener Übungspläne, die viel Power bei Ausdauer-, Fitness- und Mentaltraining erforderten. Er versuchte seinen Muskeln immer neue Impulse zu geben, so dass „man jedes Mal Muskelkater verspürte. So bin körperlich so fit wie noch nie.“

Schon bevor die Corona-Pandemie in Deutschland alles stilllegte, schloss sich das „Team Bayern“ zusammen, eine gemeinschaftlich private Liaison, bestehend aus sechs Sportlern des Bundes Deutscher Radfahrer und der Solidarität Bayern. So lernen die jungen Sportler von den Erfahrenen. Normalerweise treffen sich die Sportler in den jeweiligen Turnhallen und tauschen ihre Ergebnisse, auch via Video-Calls, aus.

Der Champion aus Kirchehrenbach aber hat jetzt den Vorteil, durch sein selbst gegründetes Unternehmen – er präsentiert sein sportliches Können als Show bei diversen Veranstaltungen – als „Berufssportler“ Anerkennung zu finden. Er kann in der Schulsporthalle mit seiner Mutter, als Trainerin und im gleichen Haushalt wohnend, an der WM-Kür feilen. Ein privater Sponsor, eine Apotheke, stellt Desinfektionsmittel zur Verfügung.

Das Hygienekonzept hat er selbst ausgetüftelt. „Die fensterlose Halle lässt sich schwer lüften, doch durch offene Türen der Umkleidekabinen erzeugen wir einen Luftzug, der außerdem von der Luftumtauschanlage positiv beeinflusst wird. So kann bald auch wieder Schulsport stattfinden“, erläutert Kohl. Draußen schrubbt er zusammen mit einem Marathonläufer als Trainingspartner Kilometer in freier Natur.

Erfindungsgeist alleine reichte nicht. Bürgermeisterin, Gemeinde- und Landrat wurden von ihm konsultiert. Denn nur durch die Unterstützung der vielen politischen Ebenen konnte Lukas die diversen bürokratischen Hürden meistern. Aktive nicht-olympischer Sportarten dürfen in Bayern eigentlich weiterhin nicht trainieren. So ergeht es beispielsweise der Weltmeisterin im Einer Kunstrad der Frauen, Milena Slupina (Bernlohe).

Nebenher widmet sich Lukas Kohl seiner Masterarbeit, die er unbedingt vor der WM vom 27. bis 29. November in Stuttgart vollenden will. Vom Heimoffice aus, denn die Türen der Friedrich-Alexander Universität in Erlangen haben bis auf weiteres geschlossen.

Und dann, Student und Kunstrad-Koryphäe? Kohl: „Es wäre super motivierend, wenn man uns Sportlern ein Zeichen hinsichtlich der WM geben könnte. Vielleicht besteht die Möglichkeit, das Publikum zu reduzieren. Auch mit 1.000 Zuschauern entsteht in der Porsche-Arena ein Hexenkessel wie wir ihn lieben.“

Text: bdr-medienservice / Archivfoto: HRS.Live

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