Eigentlich war es wieder einmal eine nahezu perfekte Kür des dreifachen Kunstrad-Weltmeisters Lukas Kohl. Wäre da nicht diese eine Bodenwelle gewesen, die ihm beim Handstand auf dem Lenker ausgebremst hätte.
Diese hochklassige Übung musste der Deutsche beim 2. UCI-Weltcupturnier der Saison in Merelbeke (Belgium) abbrechen, um einen drohenden Sturz zu vermeiden. „Eine der Bodenwellen hat mich da aus dem Konzept gebracht“, schilderte Kohl selbst auf seiner Facebookseite. „Dies kostete mich 15 Punkte.“
Sein Kürwert des Livescorings ging in diesem Moment von 206 auf 191 Punkte runter. Doch „der Rest meiner Kür klappte prima“, freute sich Kohl, der angesichts der widrigen Bodenverhältnisse mit seinem Resultat zufrieden war: 190,29 Zähler.
Damit holte er sich den zweiten UCI-Weltcupsieg des Jahres vor Lukas Burri (Uzwil/Schweiz) und Marcel Jüngling (Dornbeim/GER). „Wir fand ich einen liebevoll organisierten Wettkampf mit sehr schweren Bodenverhältnissen vor, mit denen alle Athleten gleichermaßen zu kämpfen hatten“, hatte Kohl sowohl Lob als auch etwas Kritik als Tagesfazit parat.
In der Tat gab es in Merelbeke keine absoluten Top-Ergebnisse, wobei aber insbesondere die deutschen Spitzenfahrer dennoch gute Darbietungen zeigten.
Bei den Frauen kam Vize-Weltmeisterin Milena Slupina (Bernlohe/GER) am besten mit den Verhältnissen zurecht. Sie gewann mit 189,18 Punkten deutlich vor der amtierenden UCI-Weltcupgesamtsiegerin Maren Haase (Hoffnungsthal/GER), die auf 172,39 Zähler kam. Die topgesetzte Weltmeisterin Iris Schwarzhaupt (Stuttgart/GER) kassierte viele Abzüge, machte aber mit 170,12 Zählern den deutschen Dreifachtriumph perfekt.
Mit bedauern nahm die Damenkonkurrenz wenige Tage vor dem Weltcup in Merelbeke den Rücktritt einer Mitfavoritin zu Kenntnis. Adrian Mathis aus Meiningen/Austria hatte beim ersten Durchgang in Prag im Februar noch den dritten Platz belegt und damit die deutsche Phalanx durchbrochen.
Doch am 20. Mai verkündete die Weltmeisterin von 2015 über ihren privaten Facebook-Account ihr vorzeitiges Karriere-Ende. „Nach wunderschönen 18 Jahren im Kunstradsport werde ich meine aktive Karriere beenden und mich neuen persönlichen und beruflichen Herausforderungen stellen“, teilte Mathis der Öffentlichkeit mit.
Die Überraschung des Tages gelang in Belgien derweil dem deutschen Zweierpaar Selina Marquardt und Helen Vordermeier (Oberjesingen). Sie setzten sich mit 130,87 Punkten gegen die amtierenden Weltmeisterinnen Lena und Lisa Bringsken (Böhl-Iggelheim/127,17) durch.
Auch die Vize-Weltmeisterinnen Sophie Nattmann/Caroline Wurth (Gutach) mussten sich mit 113,06 Punkten hinter Marquardt/Vordermeier einreihen und hatten dabei noch Glück, nicht sogar das Podest zu verpassen. Denn die Schweizerinnen Nathalie Steinemann/Irina Christinger (Schaffhausen) kamen ihnen mit 111,61 Zählern doch recht nahe.
Das packende Duell in der offenen Zweier-Klasse entschied auch ein deutsches Paar für sich. Die Europameister Patrick Tisch/ Nina Stapf (Magstadt) waren exakt mit dem gleichen Ausgangswert von 163,90 Punkten ins Rennen gegangen wie das schweizer Mixed-Duo Lukas Burri/Fabienne Hammerschmidt (Uzwil).
Doch Tisch/Stapf setzten ihren Vortrag besser um und hatten am Ende mit 157,94 Zählern fast elf Punkte mehr erzielt, als die Vize-Weltmeister Burri/Hammerschidt. Rang drei ging erstmals nach Österreich: Marcel Schnetzer/Katharina Kühne (Höchst) zeigten mit 141,43 Punkten, dass sie nach einjähriger Verletzungspause weiter zur Weltspitze gehören.
Im Artistic Cycling Team 4 open traten dieses Mal nur zwei Teams aus Deutschland an. Dabei unterlag das leicht favorisierte Damen-Quartett Julia Dörner, Annalena Vollbrecht, Annamaria Milo und Ramona Ressel (Steinhöring/183,85 p.) der Mixedmannschaft Lukas Kayko, Roxanne Ludwig, Vanessa Wörner und Eva Zimmermann (Denkendorf/187,47 p.). (st)
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