Große Vorfreude auf deutsche Heim-WM

Die Ziele sind hoch, die Vorfreude groß. Für das Hallenradsport-Team Deutschland steht an diesem Wochenende die Heim-Weltmeisterschaft in Bremen an.

Über drei Tage werden mehr als 15.000 Zuschauer erwartet. Am Freitagabend (25. Oktober) startet das dreitägige Bike-Fest mit dem eigens kreierten WM-Song ‚Final Ride‘ bei der Eröffnungsfeier, dann beginnt die Parade der 23 teilnehmenden Nationen.

Vor gut einem Jahr hatte Chef-Organisator Max Maute den Zuschlag für „seine“ Titelkämpfe erhalten. Jetzt blieb es dem Kunstrad-Vizeweltmeister von 2021 vorbehalten, den neu verlegten Hallenboden in der Arena auf seinem eigenen Rad selbst zu testen.

Wie immer sind die deutschen Athleten in fast allen Disziplinen die Favoriten oder gelten als klare Medaillenanwärter. „Wir wollen sämtliche Titel gewinnen und es sollen alle mit einer Medaille nach Hause fahren“, sagt der deutsche Kunstrad-Bundestrainer Dieter Maute. Sein Kollege, Radball-Coach Jörg Latzel, möchte ebenfalls mit zwei WM-Titeln eine optimale Ausbeute einfahren.

„Raphael Kopp und Bernd Mlady sind an einem guten Tag nicht zu schlagen“, ist Jörg Latzel von der Qualität des neu formierten „Superteams“ überzeugt. Bernd Mlady sammelte mit seinem Cousin Gerhard von 2016 bis 2022 sechsmal WM-Edelmetall, darunter zweimal Gold. Raphael Kopp wurde ebenfalls mit seinem Cousin André im vergangenen Jahr Weltmeister. „Dass wir oben mitspielen werden, war uns bewusst.“, bilanziert Raphael die vergangenen Monate. „Dennoch waren wir selbst etwas überrascht, dass wir so schnell perfekt harmoniert haben.“

Aufgrund der Fernbeziehung – Kopp kommt vom RVS Obernfeld in der Nähe von Göttingen, und Mlady vom RMC Stein bei Nürnberg, runde 330 Kilometer auseinander – haben sie ein hohes Pensum hingelegt. Mit den Fans im Rücken soll nun das nächste UCI-Regenbogentrikot her.

Schärfste Widersacher sind die Österreicher Patrick Schnetzer/Stefan Feuerstein (Dornbirn – Weltmeister 2022) sowie die Schweizer Brüder Benjamin und Severin Waibel (Pfungen – Vizeweltmeister 2021).

Bei den Frauen treten nach der Radball-Premiere in Glasgow, bei der nur Deutschland und Japan teilnahmen, fünf Nationen an. Für Deutschland gehen Judith Wolf und Danielle Holzer (Hofen/Prechtal) ins Rennen. Sie setzten sich knapp gegen die amtierenden Weltmeisterinnen Claire Feyler/ Nadine Weber (Merklingen) durch. „Sie sind ein sehr gutes Team“, so Bundestrainer Latzel.

Vizeweltmeister Japan entsendet mit Nana Yamashita und Saki Tanaka ebenfalls ein neues Team. WM-Neulinge sind Österreich, Tschechien und Schweiz.

Das deutsche Kunstrad-Team ist einmal mehr bestens aufgestellt. Trainer Dieter Maute kann er sich sogar leisten, im Einer der Frauen die amtierende Weltmeisterin Ramona Dandl (Bruckmühl) die Rolle der Ersatzfahrerin zuzuweisen. Sie belegte bei der nationalen Qualifikationsserie nur Rang drei.

Ins Rennen gehen die zweifache Vize-Weltmeisterin Lara Füller (Poppenweiler) und die Weltmeisterin von 2022, Jana Pfann (Bruckmühl). „Natürlich möchte ich gewinnen“, so Jana Pfann, die mit der höchsten Schwierigkeit auf Platz eins gesetzt ist. Angesichts der starken Konkurrentinnen Füller, den beiden zweimaligen WM-Dritten Alessa Hotz (SUI – 2021/2022) sowie Lorena Schneider (AUT – 2019/2023), weiß Jana Pfann, dass sich keiner einen Fehler erlauben darf.

Auch im Vierer Elite wird es in jeden Fall ein neues Weltmeisterteam geben. Die amtierenden Champions aus der Schweiz, Stefanie Moos, Vanessa Hotz, Flavia Schürmann und Carole Ledergerber (Baar), verzichten auf einen Start und lassen ihre Karriere beim Weltcup-Finale am 2. November ausrollen. Für die Schweiz gehen am WM-Freitag die nationalen Meisterinnen Stefanie Haas, Valerie Unternährer, Selina Niedermann und Sarah Manser (Uzwil). Sie werden sich mit dem deutschen Team aus Mainz-Ebersheim das Duell um Gold liefern.

Wobei das Quartett des Gastgeberlandes, die Weltmeisterinnen von 2022 und amtierenden Vizemeisterinnen, mit Ersatz antreten. Annika Rosenbach zog sich mitten in der Saison einen Schlüsselbeinbruch zu. „Da war für uns gefühlt alles schon gelaufen“, sagte Heimtrainer Oliver Schwarz. Doch es kam anders. Ersatzfahrerin Svenja Kraus fügte sich nahtlos in das Team mit Milena Schwarz, Tijem Karatas und Stella Rosenbach ein. Gemeinsam gewannen sie die deutsche Meisterschaft und sicherten sich zum dritten Mal in Folge den WM-Startplatz.

Erneut Bronze haben unterdessen Laura Schnetzer, Annika Pichler, Anna Pircher und Lea Morscher aus Österreich im Visier. Sie gehen mit großen Vorsprung auf die Vierte Mannschaft im Wettbewerb, Frankreich, ins Rennen.

Einen Wettkampf auf allerhöchstem Niveau wünscht sich Titelverteidiger Lukas Kohl (Kirchehrenbach) bei den Männern. „Es wäre toll, wenn meine Konkurrenten hohe Punktzahlen vorlegen“, sagt der siebenfache Weltmeister und Weltrekordhalter. Seine Widersacher, Vizeweltmeister Philipp-Thies Rapp (Tailfingen/GER) und der aus Deutschland stammende dreifache WM-Dritte Emilio Arellano (ESP) sind beide in der Lage, über der 200er-Marke zu bleiben. „Dann wäre die Spannung in der Halle besonders hoch. Das spüre ich und das spornt mich an“, so Kohl.

Dass Kohl mit seinem möglichen achten UCI-Regenbogentrikot mit Rekord-Weltmeister David Schnabel (GER/2005 – 2014) gleichziehen würde, ist für Kohl kein Ansporn. „WM-Statistiken sind mir egal. Mir geht um meine eigene Leistung. Ich möchte mit einem Lächeln auf und mit einem größeren Lächeln vom Parkett gehen“, lautet seine Maxime. Außenseiterchancen auf eine Medaille hat unterdessen Yat Nam Chan (HKG).

In der offenen Zweierklasse können sich Lea-Victoria Styber und Nico Rödiger (Langenselbold/GER) wohl nur selbst schlagen. Nach drei WM-Silbermedaillen in Folge wollen sie die Nachfolge der sechsfachen Champions Serafin Schefold/ Max Hanselmann (GER) antreten.

Um Silber fahren bei ihrer WM-Premiere Niklas Kreuzmann und Celine Stapf (Soden/GER). Dahinter lauern zwei Paare aus Hongkong, wobei die amtierenden WM-Dritten Tsz Hin Jeff Lim und Tsz Leung Ron Lim gegenüber ihren Landsmännern Chun Wai Hui/ Chun Yin Hui leicht favorisiert auch in den Kampf um Silber eingreifen könnten.

Komplett neu gemischt werden die Karten im Zweier Frauen. Von den vier top gesetzten Paaren haben nur Schweizerinnen Simona Lucca und Larissa Tanner (Stäfa) WM-Erfahrung. Sie wurden 2023 WM-Fünfte. In der Favoritenrolle finden sich die Shooting-Stars der Saison, Henny Kirst und Antonia Bärk (Bonn-Duisdorf/GER). Die Vize-Europameisterinnen von 2022 waren im vergangenen Jahr getrennte Wege gegangen, haben sich 2024 wiedervereinigt und die Saison mit dem deutschen Meistertitel und dem Sieg in der WM-Qualifikation erfolgreich bestritten. Das UCI-Jersey soll als Krönung hinzukommen.

Für das zweite deutsche Gespann Kim Leah Schlüter/ Nele Jodeleit (Knetterheide) und das Duo Jeannine Graf/ Nadine Zuberbühler (Amriswil/SUI) ist es ebenfalls die erste WM. Sie streben in erster Linie das Erreichen der Finalrunde an und wollen sich dort eine Medaille sichern.

Eine weitere Premiere gibt es bei unter den „exotischen“ Nationen. Mit Emiliano Cedillo Medina tritt bei den Männern erstmals ein Mexikaner an.

Kein Livestream

Einen Livestream wird es nicht geben. Das bedauert Chef-Organisator Max Maute. “Die mit den Bildrechten in Zusammenhang stehenden Auflagen, waren für uns leider nicht realisierbar”, heißt es auf dem offiziellen WM-Instragramkanal. Maute konkretisiert auf Nachfrage: “Das Rechtethema mit dem Weltverband sei hochkomplex. Ein einfacher Stream über Youtube, twitch oder ähnliches sind nicht möglich.” Es müsste eine professionelle TV-Produktion realisiert werden. Und die hätte zusätzlich 30.000 Euro gekostet.

Daheimgebliebene werden allerdings in alt bewährter Form über den HRS-Liveticker auf Facebook informiert.

 
 
 
 
 
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