Fünf Disziplinen, 47 Starts in aus 15 Nationen verspricht Abwechslung und Spannung pur. Das sind die reinen Fakten zum 1. UCI-Weltcupturnier im Kunstradfahren an diesem Samstag in Frankfurt-Höchst.
Dass der erste Weltcup in Frankfurt stattfindet, geht auf die Bemühungen eines spanischen Lizenzfahrers zurück. Daniel Andrés Hecktor (Foto) organisiert mit seinem Verein Germania Tempo Höchst den Auftaktwettkampf. „Wir sind gefragt worden und haben gesagt: Wir probieren es“, berichtet er im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau.
Da Daniels Vater Spanier ist, startet der 31-Jährige seit 2017 für sein Land, obwohl es dort gar keinen Hallenradsport gibt und er selbst in Deutschland aufgewachsen ist. Bei einem Sprachaufenthalt in Madrid 2016 kam ihm die Idee, eine spanische Lizenz zu organisieren. Er stattete dem spanischen Radsportverband einen Besuch ab, wurde zunächst hin und her geschickt, bis der Verbandswechsel dann vollzogen wurde.
Seine Aufregung sei groß, gibt Andrés zu. Zum einen, weil er seit Wochen mit der Organisation beschäftigt ist. Aber vor allem auch, weil zum Höhepunkt des Abends im finalen Block mit den derzeit Top-Vier-Fahrern an den Start gehen darf. Dabei kann der Lokalmatador endlich live für viele Freunde und Bekannte performen, die seine internationalen Auftritte bisher meist nur über Livestreams verfolgen hatten.
Harte Arbeit bis zur Spitze
Ein Blick auf die Starliste zeigt zwar 15 Nationen, davon sind aber einige Sportler/innen wie Andrés in Deutschland aufgewachsen. Und etwas anderes wird auch wieder schnell klar: Fast alle Disziplinen sind fest in deutscher Hand.
Bis auf die zurückgetretenen UCI-Weltmeisterinnen im Zweier Kunstradfahren, Sophie-Marie Wöhrle sowie Caroline Wurth vom RSV Gutach/GER, sind zum Saisonauftakt alle amtierenden WM-Titelträger am Start – die wiederum alle aus Deutschland kommen.
Dahinter steckt harte Arbeit. Aber die über sieben Jahrzehnte andauernde Dominanz macht es den Kunstradfahrern nicht immer leicht, die Erfolge gewürdigt zu bekommen. „Wir müssen uns ständig dafür rechtfertigen, auf einem hohen Level zu sein“, sagte der deutsche Bundestrainer Dieter Maute in einem vom BDR veröffentlichen Interview.
Dem immer wieder aufkommenden Vorwurf, dass die deutschen Kunstradfahrer nur deshalb so erfolgreich seien, weil die internationale Konkurrenz so schwach ist, entgegnet der fünffache Ex-Weltmeister Maute: „Auch in anderen Sportarten gibt es dominierende Nationen. Die Holländer dominieren den Eisschnelllauf, Chinesen das Tischtennis, die USA und Jamaika haben die besten Sprinter und die deutschen Rodler sind Weltmarktführer.“
Diese Leistungen werden weltweit beachtet, so Maute weiter. Das würde er sich auch im Hallenradsport wünschen. Denn in Deutschland schaffe man es immer wieder, Talente gut auszubilden. „Unser Niveau ist hoch, aber unseren Sportlerinnen und Sportler gelingt es, sich immer noch zu steigern und in allen Disziplinen in die Region der Weltrekorde vorzustoßen.“
Ein kurioses Beispiel: Im Einer der Männer ist es ein Spanier, der die deutsche Phalanx durchbrechen möchte. Emilio Arellano, vom deutschen Radsportverein Oberjesingen, geht seit seinem Wechsel in die Eliteklasse vor drei Jahren für das Land seines Vaters Jose Arellano an den Start. Zweimal hat Emilio bereits WM-Bronze eingefahren. Zuvor durchlief auch er das deutsche Fördersystem, gehörte sogar der U19-Nationalmannschaft an.
Am mittlerweile sechsfachen UCI-Champion Lukas Kohl (Kirchehrenbach/GER) wird es allerdings wohl kaum kein Vorbeikommen geben. Seit seinem ersten WM-Sieg 2016 wurde der Weltrekordinhaber nicht mehr bezwungenen. Bei der Landesmeisterschaft Bayern erzielte er vor einer Woche 212 Punkte – mehr, als alle seine Verfolger als Kürausgangswert einreichen.
Immerhin, im Act4 bahnt sich in der Weltcup-Serie über vier Stationen ein Vierkampf zwischen je zwei Damen-Quartetts aus der Schweiz und aus Deutschland an. Die gejagten sind dabei die Weltmeisterinnen Tijem Karatas, Annika Rosenbach, Stella Rosenbach und Milena Schwarz aus Mainz-Ebersheim. Sie in haben Frankfurt fast ein Heimspiel, da sie nur wenige Kilometer Anreise aus der benachbarten Stadt in der Rhein-Main-Region auf sich nehmen müssen.
Der Weltcup beginnt am Samstag um 14 Uhr in der Fabriksporthalle Höchst in Frankfurt am Main. Weitere Stationen sind 2023 Bruckmühl am 27. Mai, Kisvárda (HUN/28.10.) und Merelbeke in Belgien, wo am 25. November das Finale ausgetragen wird. (st/red)
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