Die Anreise war wie so häufig lang. Von Obernfeld bei Göttingen nach Ailingen im Bodenseekreis: 570 Kilometer. Aber das hinderte André und Raphael Kopp nicht, am letzten Spieltag der 1. Radball-Bundesliga 2019 den Sack zuzumachen. Einmal mehr Tore satt (28) sicherten dem RV Obernfeld nach 2018 erneut den Sieg.
Im Fernduell holte Vizeweltmeister Stein (bei Nürnberg) Rang zwei. Dritte der Staffelrunde mit zehn Mannschaften wurde Waldrems (bei Backnang). Auch Steins zweite Mannschaft (Vierter) und Schiefbahn (bei Viersen) als Fünfter lösten ihre Tickets für die Teilnahme an der nationalen Meisterschaft und den beiden WM-Qualifikationen “Final Five” in der zweiten Saisonhälfte – dann mit Blickrichtung Weltmeisterschaft.
36 Grad, daneben das Wellen-Freibad: nicht alle Sportfans rund um Friedrichshafen wählten den Gang in die Rotachhalle. Verständlich. Dennoch zog BDR-Radball-Koordinator Sebastian Kotb eine zufriedenstellende Bilanz der im Januar gestarteten Serie: “Ein verdienter Staffelsieg für die abgeklärt auftretenden Obernfelder am Ende einer selektiven Saison. Aber wir haben, mit Stein und Waldrems, aktuell drei Teams, die auch international vorzeigbar sind.”
Bemerkenswert dabei die Aufholjagd des RSV Waldrems nach einer langen Verletzungspause von Björn Bootsmann.
Ailingen brachte beim finalen Heimspiel den Klassenerhalt unter Dach und Fach, während Neuling Reichenbach trotz erneut großer Publikums-Unterstützung wieder runter muss. Doch ein La Ola der Fans nach dem letzten Liga-Auftritt mit 15 Gegentoren, das hat Seltenheit und berührte.
André und Raphael Kopp kamen erst nach Mitternacht zuhause an, die Feier wird nachgeholt. Und die Ziele neu definiert. “Im letzten Jahr wurden wir früh in die WM-Rolle gedrängt und dann lief es in der zweiten Saison-Hälfte nicht so. Jetzt planen wir Schritt für Schritt: Final-Five-Turniere, Meisterschaft, Weltcup, dann sieht man weiter“, so die beide Bundesliga-Champions.
Erst im zweiten Jahr zusammen, harmoniert das Duo vom RV Stahlross zunehmend besser. Obgleich Raphael noch Optimierungsmomente sieht. “Bei der Abstimmung, dem Abschluss, den Ecken.”
Die Kopps agieren konstant und ohne Hektik. Blieben in 22 Partien ungeschlagen, erzielten die meisten (147) Tore bei den wenigsten Gegentreffern. Eine Sahne-Saison, obgleich beide einschränken: “Gerade gegen Top-Clubs entscheiden Kleinigkeiten und hier sind wir zu ungenau.”
Wie lange die beiden Radballer noch auf dem Parkett agieren wollen, lassen sie offen. “Wir sind nicht mehr die Jüngsten“, sagen sie – und nahmen bei der Schlussfeier stolz den Silberteller des BDR entgegen. Auch ein Händedruck gehört zum Prozedere.
Das bringt Rapha sanft ins Grübeln. Was wäre mit der Rosshaarkugel noch alles möglich: bei einer Anreise am Tag vorher ausgeruht aufs Feld rollen. In den meisten Sportarten selbstverständlich, während Hallenradsportler improvisieren – und rechnen – müssen. (Text u. Foto: isk/bdr-medienservice)
Ergebnisse und Endstand unter radball.at
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