So funktioniert Radball furios. Volles Haus beim zweiten Final Five, stimmungsvoll, attraktiv. Donnernde Anfeuerungen von der eigens erstellten Tribüne: mit den Weltmeistern Bernd und Gerhard Mlady als Zugpferde.
Wer erstmals im fränkischen Bechhofen weilte, wird wiederkommen. Hoffentlich bald: beim nächsten Rosshaarkugel-Festival.
In der Qualifikations-Wertung für die Weltmeisterschaften liegt Stein eigentlich uneinholbar vorne, hat 28 Punkte auf dem Konto, dahinter folgen Obernfeld I (20 Zähler) und Waldrems (18). Die drei Erstplatzierten qualifizieren sich zudem automatisch für die folgende Weltcup-Saison. Lediglich die deutsche Meisterschaft am 20. und 21. Oktober in Neresheim läuft noch die Wertung mit ein.
Bemerkenswert, dass sich Waldrems beim 2. Final-Five zum zweiten Mal ins Finale kämpfte: Björn Bootsmann und Marcel Schüle, die U19-Europameister von 2012, vollziehen den Anschluss an die deutsche Elite.
Was die Sorgenfalten von Steins Dauerrivale aus Niedersachsen vertieft. Seit zehn Monaten bilden André Kopp und Raphael Kopp für den RV Obernfeld ein Duo, gewannen die Bundesliga-Punkteserie und galten als WM-Kandidat – und enttäuschten in Bechhofen als Dritter.
„Wir brauchen wieder ein System, manchmal fehlt auch die Cleverness“, sagt Raphael, der „Neue“. Er spricht vom „schwammigen Spiel“ einerseits, aber auch, dass eben auf einem „hohen Niveau“ Fehler gnadenlos bestraft würden. Für ihn allerdings ist alles Neuland: der Bundesliga-Sieg, die Weltcups.
Und so könnte es weitergehen. „Wir planen saisonübergreifen“, sagt der Maschinenbau-Konstrukteur, dessen Ehefrau Volleyball spielt.
Insider meinten, die Cousins Mlady, in Saisonhälfte I nicht immer überzeugend, würden sich ihrer WM-Form nähern. 26 Tore in vier Partien sorgten nicht nur für den zweiten Coup beim Turnier der fünf besten deutschen Mannschaften, sondern verschafften den Mladys einen beruhigenden Acht-Punkte-Vorsprung in der Qualifikation für die WM in Lüttich. Bei den nationalen Meisterschaften in zwei Wochen in Aalen stehen sie auf der Pole Position.
Gleichzeitig setzt Raphael Kopp zum Hohen Lied auf die Konkurrenz an. „Stein ist das Maß aller Dinge, das muss man akzeptieren. Sie haben im Sommer gut trainiert und präsentieren sich stabil. Für uns gilt: wenn man im Final Five zweimal nur im kleinen Finale steht, ist das Thema WM eigentlich durch.“ Deutliche Worte.
Klappte: Bernd und Gerhard haben sich an die Auftritte im Regenbogentrikot gewöhnt. In Bechhofen agierten sie zwischendurch weltmeisterlich – wenngleich die Konkurrenz vor allem aus Österreich, hochklassig sein wird.
Es kommt dann darauf an, die Stein’sche Spielkunst Ende November in die WM-Hochform zu implementieren. Während Bechhofen für „da capo“ in Sachen Radball hierzulande stets eine prima Adresse ist.
Die muss Gerhard Mlady an anderer Stelle, nämlich in einem Hörsaal, auch finden. Dann erläutert er in der Uni Erlangen seine 99 Seiten umfassende Master-Arbeit, an der er seit einem kompletten Jahr arbeitet. Thema (bitte gut lesen): „Generierung und Evaluierung von Implementierungsvarianten zum Schutz von FPGA-basierten kryptographischen Implementierungen vor Seitenkanalanalyse“. Viel Spaß.
Das Referat beinhaltet eine Powerpoint-Präsentation, hinterher wissen (zumindest) die Professoren, wie sich Gerhard Mlady den Schutz vor Angriffen auf digitale Systeme vorstellt. „Bei einer Vorlesung bin ich auf dieses Thema gestoßen, es faszinierte mich.“
Den Sport betrieb er in den letzten Wochen, um „den Kopf, der sich fortwährend damit beschäftigt, frei zu bekommen.“
Am 2. Spieltag des Final Five landete der Weltmeister aus Stein (Bernd Mlady/Gerhard Mlady) seinen zweiten Sieg, bezwang im Finale den RSV Waldrems mit 6:4 und erhöhte sein Punktepolster in der WM-Quali auf 28 Zähler.
Obernfeld I siegte im Spiel um Platz 3 das zweite Team aus Obernfeld mit 2:1 und kommt auf 20 Punkte.
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