Belgien ist eine der kleinsten etablierten Hallenradsport-Nationen. So verwundert es nicht, dass in der rund 90-jährigen Geschichte von Welt- und Europameisterschaften der Radballer sowie Kunstradfahrer erst sechsmal UCI-Titelkämpfe in Belgien stattfanden.
Die nunmehr siebte Ausrichtung am kommenden Wochenende in Gent (4. – 6. November) ist dafür gleich die zweite innerhalb von nur fünf Jahren – nach einer zuvor mehr als 30 Jahre langen Phase seit der zuvor letzten WM-Ausrichtung 1986 in Genk.
Aus Sicht der Gastgebernation gibt es nur wenig Aussicht auf Medaillenerfolge. Beste Aussicht auf eine Top-Zehn-Platzierung hat im Kunstradfahren allenfalls Tatika Bovendaerde (Foto). Sie ist die erfahrenste im belgischen Team. Bereits 2005 feierte sie in Freiburg ihre WM-Premiere, war danach bis 2019 ununterbrochen dabei. Zweimal Rang neun in den Jahren 2011 und 2012 waren die besten Platzierungen ihrer 15 WM-Vorträge. Nach der Coronapandemie fehlte Tatika bei der WM 2021 und gibt nun anlässlich ihres Heimspieles ein Comeback. In Gent ist sie auf Rang neun gesetzt.
Abschied von der internationalen Radball-Bühne
Ihre letzte Weltmeisterschaft bestreiten unterdessen Brecht Damen und Niels Dirikx. Das belgische Ausnahme-Radball-Duo aus Beringen hat seinen Rücktritt angekündigt. 21 gemeinsame Jahre, davon 17 Jahre in der ersten belgischen Liga, liegen hinter ihnen. Da wird es Zeit für etwas anderes finden die beiden 33-jährigen Freunde. Da scheint ihre zweite Heim-WM nach Lüttisch 2018 der ideale Zeitpunkt für den Abschied.
„Bei der WM 2021 hatte ich schon entschieden, dass es nicht mehr lange dauern wird“, sagt Niels Dirikx. Die Freude am Radball sei immer noch da, „aber die vielen Opfer, die wir aufbringen müssen, um auf höchstem Niveau zu sein, wiegen das nicht mehr auf.“ Dirikx fährt inzwischen lieber Rennrad, “als in einer Sporthalle hundertmal die gleiche Bewegung zu üben.”
Hinzu kam in den vergangenen zehn Jahren ein weiteres Problem: Im eigenen Land fehlt die Konkurrenz auf Augenhöhe, wie Brecht Damen beschreibt: „Wir sind den anderen schon so lange meilenweit voraus.“ Das gipfelte zuletzt darin, dass sie 100 Kilometer zur einem Ligaspieltag mit dem Rennrad fuhren, um sich sportlich gefordert zu fühlen.
Umgekehrt fiel es den beiden dadurch schwer, in der Weltspitze mitzuhalten. „Wir waren regelmäßig stundenlang im Auto zu internationalen Turnieren sowie Weltcups unterwegs und haben dann, sagen wir mal irgendwo im Niemandsland zweistellig verloren, nur um uns weiterzuentwickeln.“
Immerhin, für diesen Aufwand wurde die siebenfachen belgischen Meister doch belohnt. „Unser erster belgischer Titel 2013 war einer der besten Momente“, so Dirikx. Dafür mussten sie gegen das damalige Top-Team aus Gent hart kämpfen. Und der vierte Platz bei der Weltmeisterschaft 2018 im eigenen Land sei wunderbar gewesen.
Aber jetzt falle es schwer, sich weiter zu motivieren. Doch für den krönenden Abschluss geben sie noch einmal Vollgas: „Wir haben in der Vorbereitung alles gegeben“, sagen sie. Bei der WM sei eine Medaille drin, „aber wir könnten genauso gut Sechster oder Siebter werden.“
Im Turnier der A-Gruppe um den WM-Titel ist den beiden allerdings eher die Außenseiterrolle einzuräumen. Klare Anwärter auf das Siegerpodest sind die drei WM-Medaillengewinner des vergangenen Jahres. Die sind die zweifachen und amtierenden Weltmeister Gerhard Mlady und Bernd Mlady (Germany), die Vize-Weltmeister Severin und Benjamin Waibel (Schweiz) sowie die WM-Dritten von 2021, Patrick Schnetzer/ Stefan Feurstein (Österreich).
Frankreich (Mathias Seyfried/ Quentin Seyfried) und Tschechien (Jan Havlicek/ Robert Zvolanek) sind zusammen mit Belgien die Nationen, die in die Phalanx der Top-Drei eindringen wollen, jedoch auch darum kämpfen, nicht Letzter zu werden. Denn das Schlusslicht des Turniers muss sich in der Relegation dem Sieger der B-Division stellen und um den Klassenerhalt spielen.
Sehr Schade für das Radball- Team Belgien. Wenn Sie Karriere beenden möchten. Da wird das Radball Team in Gruppe B absteigen und dort länger in die Gruppe spielen. Das Niveau der Gruppe A wird dadurch geschwächt. Japan kann Belgien nicht ersetzen. Mit 33 Jahren muss noch nicht die Karriere beenden! Jetzt das Team Belgien spielt Technisch auf dem höchsten Niveau. Sehr Schade für diese Mannschaft.