Wenn es nach Günter Nicolussi geht, dann sollte es bei den UCI-Hallenradsport-Weltmeisterschaften 2017 am kommenden Wochenende in Dornbirn mit einem Titel – in jedem Fall aber mit einer Medaille – klappen.
Der Kunstrad-Nationaltrainer Österreichs verweißt auf die hohe Qualität seiner Sportler und vergleicht dabei den Kunstradsport in Österreich gern mit der Region Vorarlberg, in der die WM stattfindet: „Wir sind nicht allzu breit aufgestellt, aber haben hohe Berge. Wir können alle zwei, drei Jahre bis ganz an die Spitze vordringen und eine Goldmedaille erringen.“
So will der WM-Gastgeber Österreich die eine oder andere Medaille holen. Im Einer der Frauen ist sogar der Titel drin.
Hubert Schneider, sportlicher Leiter des Organisationskomitees sagt: „Ich traue unseren beiden Frauen, Adriana Mathis und Julia Walser, durchaus den Titelgewinn zu. Bei den Damen ist das Rennen komplett offen, es wird eine Frage der Nerven und der Tagesform sein.“
Adriana Mathis hat bereits bei der WM 2015 völlig überraschend das UCI-Regenbogentrikot geholt, weil sie damals als einzige im Final-4 eine fehlerfreie Darbietung zeigte. 2016 musste sie verletzt die Saison früh abhaken. Für die Sportlerin des RC Meiningen spricht die Erfahrung. Zum sechsten Mal wird Adriana für Österreich bei einer WM antreten. Große Kulissen ist sie also gewohnt.
Für die erst 16jährige Julia Walser (Gisingen) ist es die zweite WM. „Wenn die Voraussetzungen gut sind, dann ist auch Julia in der Lage, an die absolute Spitze zu fahren“, ist Schneider überzeugt. Und in Dornbirn werden die Begebenheiten optimal sein. Schneider: „Der Wettkampfboden ist der selbe wie bei der WM 2008, und der wurde damals sehr gelobt.“
Zu den Favoriten zählen nach der Punktevorgabe die beiden top gesetzten deutschen Viola Brand (Unterweissach) und die Milena Slupina (Bernlohe). Brand ist es die vierte WM, 2016 gewann sie Silber. Slupina steht hingegen vor ihrer Premiere.
“Es ist einfach etwas ganz Besonderes, mit der Nationalmannschaft im roten Nationaldress aufzutreten und bei der WM für sein Land zu fahren”, sagt die Ex-Junioren-Europameisterin Slupina im Gespräch nordbayern.de.
Außenseiterchancen haben die beiden Schweizerinnen Seraina Waibel (Pfungen) und Nathalie Walter (Löhningen). Nicht dabei ist Titelverteidigerin Lisa Hattemer (Deutschland), die die Qualifikation verpasste sowie die Slowakin Nicole Frybortova, die sich vorerst auf Schaufahren verlegt hat.
Bei der ersten Entscheidung im Vierer-Mannschaftfahren am Freitagabend treten in diesem Jahr nur vier Teams an. Klarer Favorit nachdem Saisonverlauf ist Titelverteidiger Schweiz. Melanie und Jennifer Schmid, Céline Burlet und Flavia Zuber aus Sirnach gehen als Weltrekordinhaberinnen und Weltjahresbeste ins Rennen.
Aber Herausforderer Steinhöring ist hochmotiviert. Das mit mehreren Ex-Weltmeisterinnen bestückte Quartett hat seinen letzten gemeinsamen Auftritt angekündigt. Sehr gern wollen Katharina Gülich, Michaela Schweiger, Ramona Ressel und Ramona Strassner als neue Weltmeisterinnen von der Kunstradbühne abtreten.
Im Rennen um Bronze mischt das einzige Mixed-Team aus Österreich seinen Hut in den Ring. Leonie Huber, Lea Schneider, Julia Wetzel und Lukas Schneider (RC Höchst) fighten mit den Vorjahresdritten Slowakei (Alica Vinczeova/ Dora Szabo/ Viktoria Glofakova/ Henrietta Domin) um den dritten Podestplatz.
Eine klare Angelegenheit für die deutschen Starter dürften die beiden Zweier-Disziplinen werden. Alles andere als die erneute Titelverteidigung wäre für die Schwestern Julia und Nadja Thürmer (Mainz-Finthen) bei den Frauen eine Enttäuchung. Sie haben die komplette Saison souverän dominiert.
Auf Silber sind wieder die Geschwister Lena und Lisa Bringsken (Böhl-Iggelheim) programmiert. Doch beide Paare dürfen sich keinen groben Schnitzer erlauben, denn gerade im Zweier sind schnell wertvolle Punkte verloren.
Die österreichischen Medaillenhoffnungen ruhen hier auf Rosa Kopf und Svenja Bachmann (Sulz). Sie hatten im Frühjahr bei der U19-Europameisterschaft Bronze gewonnen.
Ihre direkten Konkurrentinnen um den Einzug ins Final-4 sind die Schweizer Paare Laura Bruder/ Julia Hämmerli (U19-Vizeeuropameisterinnen – Hombrechtikon/Stäfa) und die WM-Dritten von 2016 Fabienne Gamper/ Rahel Nägele (Uzwil/Wülfingen). Außenseiterchancen haben Anna Lins und Elisa Engljähringer (Altenstadt/AUT).
Das wohl spannendste Duell dieser WM findet im Zweier offene Klasse statt. Nach vier mehr oder weniger ungefährdeten WM-Siegen in Folge stehen die Titelverteidiger André und Benedikt Bugner (Klein-Winternheim/GER) in diesem Jahr gehörig unter Druck.
Denn die amtierenden Vize-Weltmeister Serafin Schefold/Max Hanselmann (Öhringen) haben sich im Verlauf der Saison zum harter Gegner gemausert. Bei der Deutschen Meisterschaft gipfelte das Duell mit der Vergabe von zwei Titeln. Und beim Drei-Nationen-Cup GER – AUT – SUI hatten Hanselmann/Schefold regulär die Nase vorn.
Für Bronze kommen hier drei Paare in Frage. Die einheimischen Zuschauer hoffen natürlich auf die Wiederholung des Vorjahres von Marcel Schnetzer/Jana Latzer (Altenstadt/AUT), die 2016 Dritte wurden.
Ip Hin Bon/Yu Pok Man aus Hongkong standen ebenso schon auf diesem Rang und wollen die größte Medaillenchance für Asien nutzen. Stark aufgeholt haben das Mixed-Duo Lukas Burri und Fabienne Hammerschmidt (Uzwil/SUI).
Nach Rang fünf im Vorjahr soll mit deutlich erhöhter Schwierigkeit nun Edelmetall eingefahren werden. In der Weltjahresbestenliste sind sie mit ihrer aktuellen Saisonbestleistung bereits auf Rang drei geführt.
Das große Finale am Sonntag ist indes den Einer-Männern vorbehalten. Lukas Kohl (Kirchehrenbach/GER) kann sich hier bei seiner zweiten WM-Teilnahme erneut die Krone aufsetzen, wenn er ohne große Fehler durch seine Kür kommt.
Auf die lauert der zweite deutsche Starter Moritz Herbst (Wendlingen/GER), der seine WM-Premiere bestreitet. Im Normalfall sollten Gold und Silber an diese beiden Fahrer gehen.
Hier gehts zur Starliste (PDF): 2017 UCI Indoor Cycling World Championships Dornbirn
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