Normalerweise findet die UEC-Junioren-Europameisterschaft im Hallenradsport jährlich immer an Christi Himmelfahrt im Mai statt. Doch aufgrund der Coronapandemie war lange unklar, wann und ob sie überhaupt durchgeführt werden kann.
Der Europäische Radsportverband (UEC) hat die EM schließlich in die zweite Jahreshälfte auf den 27. und 28. August 2021 in Bürglen im Schweizer Kanton Uri vertagt. Am Freitag geht es ab 17.30 Uhr endlich los!
Nach dem Ausfall der EM in 2020 haben die beiden deutschen Junioren-Bundetrainer Marcus Klein (Kunstrad/Worms) und Lars Wegmann (Radball/Köln) nahezu eine komplett neue deutsche Mannschaft am Vierwaldstätter See am Start.
Nur Anika Papok/Anna-Sophia von Schneyder (Lottstetten) können ihren EM-Titel aus 2019 verteidigen und Jana Pfann (Bruckmühl) kann als Vize-Europameisterin nach der EM-Krone greifen.
Alle anderen Mädchen und Jungen geben ihr Debüt im BDR-Nationaltrikot. Denn die sonst üblichen Länderkämpfe im Vorfeld einer EM waren aufgrund der Randbedingungen und Terminüberschneidungen nicht durchführbar.
Weniger Nationen und Teilnehmende am Start
62 Sportler*innen aus Belgien, Österreich, Frankreich, Finnland, Bulgarien, Ungarn, Ukraine, Tschechien, Deutschland und dem Gastgeberland Schweiz werden erwartet. Damit haben zehn Nationen ihren Nachwuchs gemeldet, wobei die Starterinnen aus den beiden „neuen“ Ländern Finnland und Bulgarien in Deutschland beziehungsweise in der Schweiz beheimatet sind. Teilnehmende aus der Slowakei fehlen und (Exil-)Nationen wie Italien und Luxenburg haben ebenfalls nicht wie noch 2019 gemeldet.
Der deutsche Nachwuchs zählt in allen Disziplinen zu den Favoriten. „Wir allen sind sehr froh, dass die EM überhaupt stattfindet“, so Markus Klein. „Alle sind sehr heiß auf diese Titelkämpfe. Unsere SportlerInnen haben in allen Disziplinen die höchste Schwierigkeit eingereicht und sind somit in der Favoritenrolle. Dieser wollen wir gerecht werden.“
Bei der internationalen Entwicklung des Kunstradsports sieht er, dass die Schere weiter auseinandergeht. „Nicht alle Nationen konnten in der Pandemie durchtrainieren, so wie unsere Kadersportler. Und selbst bei uns war das von Bundesland zu Bundesland verschieden. “ Es sei international daher wichtig, dass die anderen Nationen in der Entwicklung kräftig unterstützt werden, so Klein.
Einer-Kunstrad: Rapp und Pfann klare Favoriten
Im Einer-Kunstrad heißt der Topfavorit Philipp-Thies Rapp (Tailfingen) gefolgt von Jonas Beiter (Trillfingen) mit rund 17 Punkten weniger an Schwierigkeit.
Große Spannung verspricht der Fight um den Bronze-Rang. Der Franzose Maxime Schaal und Sebastian Hei (Ukraine) liegen hier eng beienander, während der Schweizer Silas Göbelbecker mit leichtem Rückstand im eingereichten Kürwert auf seinen vermeindlichen Heimvorteil hofft.
Jana Pfann (Bruckmühl) ist bei den Damen mit einer Top-Schwierigkeit von 200,6 Zählern die Favoritin Nummer 1, gefolgt von Hannah Reichle (Bad Schussenried). Die Bronzemedaille würden sich gern die Starterinnen des Gastgeberlandes sichern. Lea Schönenberger und Mirina Hotz haben hier gute Möglichkeiten, den dritten Rang unter sich auszumachen.
Zweier-Kunstrad: Ausgedünnte Starterfelder
Die beiden deutschen Zweier-Paare Anika Papok/ Anna-Sophia von Schneyder (Lottstetten) sowie Alexander und Daniel Stark (Bernlohe) gehen ebenfalls mit großem Vorsprung an den Start.
Immerhin sind im Zweier-Juniorinnen mit Alena Florová / Michaela Vosičková (Tschechien), Luana Lutz/ Delia Uebelhart (Schweiz) und Anna Sárközi/ Anita Pöhr (Ungarn) drei weitere Paare gemeldet. 2019 waren noch acht Teams dabei.
Erschreckend hingegen das Feld in der offenen U19-Zweierklasse. Neben Stark/Stark geht nur noch das Mixed-Duo Panna Klara Zan-Fabian/ Sebastian Hei (Ukraine) ins Rennen, das 2019 noch in einem Dreier-Wettkampf vor Belgien Silber gewonnen hatte.
Vierer-Kunstrad: Aach kann sich nur selbst schlagen
Im Vierer-Kunstrad wird „Team D“ von Hannah Elsässer, Natalie Grote, Julia Matt, Janina Setzer vom RMSV Aach vertreten. Die vier Mädchen tragen ebenfalls die Bürde der Favoritinnen. Mit ihrem Vorsprung von rund 70 Zählern können sie sich zum EM-Auftakt am Freitag Abend eigentlich nur selbst schlagen.
Erste Verfolgerinnen sind Jonna-Maria Müller, Julia Gross, Lea Zvokelj und Nora Máté aus Österreich, knapp gefolgt von Cinzia Caruso, Ceyda Fierz, Aimée Lötscher und Sina Schlumpf (Schweiz). Weitere Teams sind nicht am Start.
Radball: Konkurrenz schwer einzuschätzen
Im Radball kämpfen sieben Nationen um den EM-Titel. Chris Rapp und Robin Bluthardt vom RV Kemnat gehen für Deutschland auf Punktejagd. Für das Gastgeberland Schweiz treten Jon Müller und Valentin Stadler vom RadSport Altdorf als echte Lokalmatadoren an.
Österreich schickt mit Philipp Schwendinger (Dornbirn) den Bronzemedaillen-Gewinner von 2019 ins Rennen, der laut offizieller UEC-Meldeliste dieses Mal mit Elias Gabriel (Höchst) antritt. Kurios: In der österreichischen EM-Qualifikation hatten die beiden im Juni noch als Konkurrenten gegeneinander gespielt.
Für Belgien tritt der EM-Sechste von 2019, Maikel Moons, ebenfalls mit neuem Partner, Robbe Hannes, an. Die Teams aus Tschechien (Michal Musil/ David Petr), Frankreich (Romain Doell/ Yann Holtzmann) und Ungarn (Botond Gyartmati /Péter Hárskút) stehen hingegen jeweils vor ihrer EM-Premiere.
Bundestrainer Lars Wegmann denkt: „Wir sind wie jedes Jahr Mitfavorit und wollen das Finale erreichen.“ Doch die Pandemie mache eine Einschätzung der Konkurrenz schwer. Seine Schützlinge hätten in den vergangenen Wochen immerhin enorm an Selbstvertrauen gewonnen.
„Chris und Robin haben beide EM-Qualifikationsturniere gewonnen und sind Landesmeister Baden-Württemberg geworden“, so Wegmann. „Durch die Nähe zu Gärtringen konnten sie bei Junioren-Nationaltrainer Michael Lomuscio zu trainieren, was uns sicherlich enorm geholfen hat.“
Letztendlich werde die Tagesform entscheidend sein. „Egal wo wir am Ende landen werden, diese EM wird auf jeden Fall besonders werden“, betont Wegmann. (ws/st)
EM-Programm unter: uec.ch (PDF)
Weitere Informationen und ein Livestream zur Junioren-EM auf https://www.altdorf2021.ch
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