WM 2022: Erster Titel für Deutschland – Spannende Radball-Duelle

Der Einstieg in den Finalabend des ersten Tages bei den UCI-Hallenradsport-Weltmeisterschaften war ganz nach dem Geschmack der Fans. Das erste Match der Radball-A-Gruppe hieß Titelverteidiger Deutschland gegen WM-Gastgeber Belgien.

Entsprechend kochte die Stimmung in der Halle. Doch aus dem erhofften Überraschungsmoment wurde leider nicht für die Außenseiter Brecht Damen und Niels Dirikx. Die beiden Belgier, die ihre letzte gemeinsame WM bestreiten, unterlagen den Cousins Gerhard und Bernd Mlady mit 2:5.  

Spannend verlief hingegen das Duell zwischen den Vizeweltmeistern Severin und Benjamin Waibel aus der Schweiz und Außenseiter Frankreich (Mathias und Quentin Seyfried). Die Franzosen gingen nach einem 0:0 zur Halbzeitpause im zweiten Abschnitt gleich zweimal in Führung. Doch die Schweiz glich beides mal aus. Am Ende gab es ein 2:2. Für die Franzosen wohl ein Punktgewinn und für die Schweiz eher ein Punktverlust.

 

In der abschließenden Begegnung musste Österreich hart arbeiten, um sich gegen Tschechien durchzusetzen. Der mehrfache Weltmeister Patrick Schnetzer setzte sich zusammen mit Stefan Feuerstein gegen das Duo Robert Zvolanek und Jiri Hrdlicka (Ersatz für den Verletzen an Havlicek) mit 6:4 durch. Zweimal waren die Tschechen nach einer 0:2-Rückstand auf 2:3 und später 3:4 herangekommen.

2er Elite: Kopfrechnen während der Kür

Der erste Titel der WM 2022 ging unterdessen nach Deutschland. Dabei machten es die vierfachen und amtierenden Weltmeister Serafin Schefold / Max Hanselmann im Zweier der offenen Klasse richtig sehr spannend. Gleich bei ihrer ersten Übung, bei der jeder der beiden auf seinem Rad einen Handstand auf Sattel und Lenker zeigt, musste einer von ihnen abbrechen.

Dieses Element war ihnen schon in der Vorrunde misslungen und kostete sie neun Punkte – und der Vorsprung auf das vorgelegte Spitzenergebnis ihrer Konkurrenten Lea-Victoria Styber/ Nico Rödinger (Deutschland). Doch zum Glück lässt das Reglement taktische Übungen bei Drehungen zu.

„Wir sind sehr froh, dass es die Möglichkeit gibt, damit Zusatzpunkte zu holen“, gestand Serafin ein. Denn diese Option nutzen Schefold/Hanselmann ausgiebig, sammelten so sie im weiteren Verlauf ihrer Kür mehrere Punkte wieder ein. Die verlief im Vergleich zur Vorrunde, als sie einen Doppelsturz zu verzeichnen hatten und ihnen zudem die letzte Übung aus dem Zeitlimit fiel, fehlerfrei. 163,10 Punkte bedeuteten den fünften Titel in Folge.

„Ich hatte nach der ersten Übung angefangen im Kopf zu rechnen, mich dann aber selbst schnell wieder zur Konzentration gezwungen“, erzählte Serafin. Das gleiche Phänomen ereilte seinen Partner Max, der die Schulterstände ausführt: “Ich habe später einmal auf die Anzeigetafel geschaut, um zu sehen, wo wir stehen.“ Letztlich blieben die beiden bis zum Schluss fokussiert, erlaubten sich keinen Fehler mehr und holten ihren fünften Titel in Folge.

Darauf hatten kurzeitig Lea-Victoria Styber und Nico Rödinger gehofft. Denn die Vorrunde hatten sie gewonnen. „Wir wussten aber, dass wir selbst mit einer perfekten Kür nur dann eine Chance auf Gold haben, wenn Serafin und Max sich wieder Fehler leisten“, meinte Nico Rödinger.

Und so rückte nach dem Fehler der Konkurrenten die Goldmedaille kurzeitig in Griffweite, weil Styber/Rödinger 158,73 Punkte vorlegt hatten. Grundlage dafür war „die beste Kür, die wir auf internationalem Parkett je gezeigt haben“, betonte Nico. Im Vergleich zu Qualifikation wenige Stunden zuvor, verbesserten sie sich nochmals um knapp zwei Punkte. Und dass sie zweimal eine so gute Kür zeigten, sei hervorzuheben, so Nico: „Wir sind rundum zufrieden und freuen uns sehr über unseren zweiten Vizetitel.“

Erneut ging Bronze in dieser Disziplin an Marcel Schnetzer und Katharina Kühne. Sie verabschiedeten sich mit einer nahezu perfekten Kür. „Nur am Anfang hatten wir etwas Probleme mit dem Boden“, schilderte Marcel. Letztlich reichten ihre 145,41 Punkte zur dritten Bronzemedaille im vierten gemeinsamen und auch letzten gemeinsamen WM-Auftritt.

Katharina will sich beruflich Fortbilden und wird in ihrem Betreib ein Duales Studium angehen. „Da wird keine Zeit mehr bleiben, um weiterhin für dieses Niveau zu trainieren. Partner Marcel macht aber als Solofahrer weiter und damit auch am WM-Samstag seinen zweiten Auftritt.

Rang vier ging an Jeff und Ronald Lim aus Hongkong, die nicht ganz fehlerfrei blieben und 99,97 erzielten.

1er Frauen: Zweimal Deutschland und je einmal Schweiz und Österreich im Finale

Zum Abschluss des Abends wurde die Vorrunde im Einer Frauen abgeschlossen. Hier sicherten sich erwartungsgemäß die beiden Deutschen Fahrerinnen Ramona Dandl (181,60) und Europameisterin Jana Pfann (180,11) ungefährdet den Einzug ins Final-4 am Samstag.

Mit dabei sind Alessa Hotz (Schweiz/166,59) und die letztjährige WM-Dritte Lorena Schneider (Österreich/166,17).

Am Samstag wird die Vorrunde der Radballer fortgesetzt. Zudem fallen die Entscheidungen im Einer Frauen und im Act4. (st – fotos: st/ml)

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