WM 2022: Jana Pfann auf Anhieb Weltmeisterin – Vierer-Titel geht an Deutschland

Dieses Kunststück ist im Kunstradfahren noch nicht vielen gelungen. Jana Pfann (Deutschland) bestreitet ihre erste Saison bei den Frauen. Im vergangenen Jahr wurde sie noch U19-Europameisterin. Doch auf Anhieb qualifizierte sie sich für die WM und holte sich sofort das UCI-Regenbogentrikot.

„Ich kann das noch gar nicht glauben“, sagte die 19-Jährige. Vor sechs Jahren war sie selbst erstmals bei einer WM, als Zuschauerin. „2016 in Stuttgart war das“, erinnert sie sich. Danach folgten drei weitere UCI-Titelkämpfe, die sie als Fan besuchte. Natürlich habe sie immer davon geträumt, eines Tages selbst dabei zu sein. „Doch dass dieser Traum so schnell wahr geworden ist, damit hatte ich nie gerechnet.“

Mit dem WM-Sieg schließt Jana Pfann eine makellose Saison mit drei Meisterinnentrikots ab. Sie ist nun deutsche, Europa– und Weltmeisterin. Lediglich im UCI-Weltcup stand sie nicht ganz oben, weil sie an diesem Wettbewerb noch nicht teilnahm. Dafür hat sie bereits am Weltrekord gekratzt, diesen nur knapp verfehlt.

Doch vermeintlichen Favoritendruck verspürte Jana in Gent nicht. „Es war meine erste WM, da hatte ich nichts zu verlieren“, sagte sie ganz unbekümmert. Mit dem Erreichen des Final-4 war der erste Schritt gemacht. „Meine Kür in der Medaillenrunde war dann deutlich besser als in der Qualifikation“, freute sie sich vor allem über diese Leistungssteigerung auf 190,14 Punkte. Und dennoch war sie überwältigt und vergoss Freudentränen, als feststand, dass sie die neue Weltmeisterin ist.

Dabei hieß es für Jana zunächst, auf den Führungssitzkissen Platz zunehmen und zu warten. Denn nach ihr ging ihre Vereinskolleginnen Ramona Dandl, die ebenfalls beim RKB Bruckmühl beheimatet ist, an den Start.

Dandl hatte einen leicht höheren Schwierigkeitslevel. „Ich habe mich auf die Übungen konzentriert und nicht zu überlegen, ob es zum Titel reicht“, erzählt die Masterstudentin der Bio-Chemie. Kurz vor Schluss führte sie eine Übung nicht perfekt aus. „Ich ahnte, dass es entscheidende Punkte kosten wird. Aber manchmal entscheiden die Kampfrichter auch anders, deswegen habe ich nicht weiter darüber nachgedacht.“ Enttäuscht ist sie nicht. „Auch für mich ist es die erste WM und ich bin mit Silber sehr zufrieden.“

Das gleiche gilt auch für die Drittplatzierte Alessa Hotz (Schweiz), die zum zweiten Mal in Folge Bronze gewann. „Nur mit meiner Leistung bin ich nicht ganz zufrieden“, gab sich die angehende Lehramt-Studentin selbstkritisch. Aber das sei angesichts ihrer Platzierung zweitrangig.

Hauchdünn am Podest fuhr Lorena Schneider (Österreich), die sich mit nur 44 Hundertstel hinter Hotz auf Rang vier einreihte.

  1. Jana Pfann (GER) 198,10/ 190,14
  2. Ramona Dandl (GER) 196,80/ 187,32
  3. Alessa Hotz (SUI) 183,30/ 166,95
  4. Lorena Schneider (AUT) 183,60/ 166,15

Gefühlte Ewigkeit bis zum Freudentanz

Auch in der dritten Kunstrad-Disziplin dieser WM holte sich Deutschland den Titel. Im Vierer Elite war ein spannender Zweikampf zwischen dem Quartett aus Mainz-Ebersheim (GER) und Baar (SUI) erwartet. Im UCI-Weltcupfinale eine Woche vor der WM trennte beide Teams nur ein Punkt – mit dem glücklicheren Ende für die deutschen Frauen.

Milena Schwarz, Annika Rosenbach, Stella Rosenbach und Tijem Karatas bewiesen am Samstagabend absolute Nervenstärke. Von möglichen 240 Punkten erfuhren sie 229,69 Zähler. Damit hatten sie dieses Mal zehn Punkte Vorsprung auf die Schweizerinnen. Dennoch bangte das Team nach Ende der Kür eine gefühlte Ewigkeit, bis ihr Ergebnis endgültig bestätigt wurde. Dann löste sich die letzte Anspannung in Jubelsprüngen, Umarmungen und Freudentränen.

Ihre Konkurrentinnen Vanessa Hotz, Carole Ledergerber, Flavia Schürmann und Stefanie Moos aus der Schweiz unterlief gleich zu Beginn der entscheidende Fehler – Sturz beim Vierer-Querzug mit Drehungen. Der Rest ihrer Kür war ebenso gut vorgetragen. Und bei der Siegerehrung stand ihnen die Freude über Silber ebenso ins Gesicht geschriweben.

Bronze ging in diesem Wettbewerb erstmals in der Hallenradsport-Geschichte nach Asien. Das Quartett Ho, Lam, So, Wong aus Hong Kong gab sein Debüt. Die Vier hatten auf Gold oder Silber keine Chance. Sie leisteten sich gleich zu Beginn einen Sturz, fuhren ihren Vortrag danach aber sauber zu Ende, was ihnen 82,96 Punkte einbrachte.

 

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