Die Radsport-WM in Glasgow 2023 ist ein Mega-Event. Ein Radsport-Fest in der Stadt und Umgebung mit entsprechend medialer Aufmerksamkeit.
Doch was passiert nun mit der Sektion Hallenrad bei der Super-WM in Glasgow? Ein erstes Indiz das offizielle UCI-Fotografen-Briefing für „Indoor Cycling“ am Donnerstag im Pressezentrum der Emirates Arena: hallenradsport.de war mit zwei Vertretern das einzig vertretende Medium. Weder alt bekannte Hallenradsport-Medienexperten noch externe Pressevertreter nutzten das erste Come-together.
Womöglich hatten sich für den Hallenradsport sich einige einen Hype – ähnlich wie beim vorsichtigen Schielen nach den fünf olympischen Ringen – erträumt. Eine Sportart am Rande mittendrin statt nur dabei. Fest steht. Die deutschen Kunstrad-Bundestrainer Dieter Maute und Radball-Coach Jörg Latzel konzentrieren sich bevorzugt auf das sportlich Machbare – die komplexe Vorbereitung unter großem Zeitdruck und die ungewohnten Bedingungen in der Halle verlangten alles ab.
Nur insgeheim darf das erfolgreiche Trainer-Duo auf den Großen Knall in der Chris-Hoy-Arena hoffen: volle Tribünen, Stimmung wie im Whisky-Rausch, der Hallenradsport im größten Fokus seiner Geschichte. „Skeptisch“ bleiben Maute/Latzel unisono, was Zuschauerzuspruch und mediales Interesse betrifft.
„Wir hoffen schon, dass die Schotten reinschauen, aber natürlich wäre das Highlight in der Schweiz oder Österreich ganz anders wahrgenommen worden.“ Kunstradsport und Radball existieren weder in den Highlands noch den Central Lowlands, spielen im gesamten United Kingdom eine untergeordnete Rolle.
Während beim WM-Straßenrennen der Männer die komplette Stadt am Streckenrand stand, werden von Freitag bis Sonntag jeweils kaum mehr als 1.500 Kiebitze erwartet. Und dass ganze Bus-Kolonnen aus den heimischen Hallenrad-Hochburgen via Eurotunnel oder auf den Fähren nach Britannien unterwegs wären, war nur kurz nach der Bekanntgabe dieser ersten Cycling Championships eine Vision.
„Ich hoffe, dass wir aber bei der UCI zeigen können, nicht nur das fünfte Rad am Wagen zu sein“, sagt Maute, unter dessen Ägide die BDR-Kunstrad-Artisten über 100 Goldmedaillen einheimsten. Er wie Latzel sehen die Aufnahme zu den World Games, so etwas wie das olympische Vorzimmer, als eher realistisch.
Hinter den Verantwortlichen liegen stressige Zeiten. Nicht nur, dass es galt, die gekürzte Saison, die normalerweise auf die WM Ende Oktober hinsteuert, zu stemmen. „Die ungewohnte Hitze in den Hallen aufgrund der frühen Saison und eine enorme Belastung der Vereinstrainer, welche nahtlos von der Nachwuchssaison in die entscheidende Zeit der Elite
übergehen mussten kennzeichneten das Jahr“, blickt Maute zurück. Jörg Latzel erlebte eine „ungeheure Terminfülle“ mit Bundesliga, Pokal, WM-Quali und Meisterschaft.
Und jetzt vor Ort, wo man ohne eigene Fahrzeuge auskommen muss und ganz auf den örtlichen Shuttle-Dienst angewiesen ist, kommt sich das doch kleine Häuflein der BDR-Aktiven (20 Athleten) wie in der Diaspora vor. Dass die BDR-Cracks dennoch „liefern“, davon geht die in Deutschland mitfiebernde Community sowieso aus.
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