WM 2025: Swiss-Quartett verteidigt zum Abschied Titel – Deutschland dominiert in Vorrunden

Farbenfroh und stimmungsvoll ging die Eröffnungsfeier bei der UCI-Hallenradsport-Weltmeisterschaft in Göppingen übers Parkett. Laut angefeuert durch die rund 4.000 Zuschauer marschierten die 150 Athleten aus 24 Nationen ein, begrüßt von UCI-Vertreter Emin Müftüoglu, German Cycling Präsident Bernd Dankowski sowie Göppingens Oberbürgermeister Alex Maier. Der erhielt ein Regenbogentrikot fürs Rathaus – für die allererste Weltmeisterschaft an der 58.000-Einwohner-Stadt am Flüsschen Fils. Für gute Laune sorgte auch der Stuttgarter Sänger Damiano Maiolini mit „Bleib nur dran“, dem offiziellen WM-Song.

Vierer Elite – Zum Abschied gibt es noch einmal Gold

 Es war das perfekte Kulisse für das Ende einer glorreichen Sportkarriere. Allerdings musste Schweizer Kunstrad-Quartett Stefanie Haas, Valerie Unternährer, Selina Niedermann und Sarah Manser eine gefühlte Ewigkeit zittern, ehe klar ist: Die Titelverteidigung bei der UCI-Hallenradsport-Meisterschaft im Act4 ist für die Damen aus Uzwil perfekt. Gleichzeitig nach dem Erfolg des Quartetts aus Baar 2023 ein schweizer Titelhattrick

Als vorletzte Starterinnen waren die Titelverteidigerinnen am Freitagabend in der ausverkauften Arena aufs Parkett gerollt. In der Qualifikation am Vormittag lief es noch nicht ganz perfekt. Da musste sich die Schweiz nach einem Patzer sieben Sekunden vor Schluss mit 216,37 Zählern auf Rang zwei hinter Deutschland (230,12) einreihen.

Im Final-4 lief es jedoch perfekt. Nur kleine Unsicherheiten bei der letzten Übung waren auszumachen. 239,54 Punkte war nun die Messlatte, die es für die Herausforderinnen aus Deutschland zu schlagen galt.

Und das an die Spitze gesetzte Team Milena Schwarz, Annika Rosenbach, Stella Rosenbach und Tijem Karatas aus Mainz-Ebersheim sind keine geringeren als die amtierenden Vizeweltmeisterinnen und Weltmeisterinnen von 2022. Die Vorrunde hatten sie souverän für sich entschieden.

Auch im Final-4 lagen die Einheimischen auf Goldkurs, rutschten dann aber unter die Marke der Schweiz. Dank Bonuspunkte für taktische Übungen lag ihr Live-Scoring im weiteren Verlauf mal über und dann wieder unter der zu schlagenden Punktzahl. Am Ende hieß es warten, eher die UCI-Kommissäre das Ergebnis bestätigten: 237,75 Punkte und erneut Silber für Deutschland.

Krimi um Bronze

 Ein Krimi gab es zuvor in der Entscheidung um Bronze zwischen Hongkong-China und Frankreich. Beide Teams hatten in der Vorrunde mit guten Leistungen geglänzt, zeigten im Finale allerdings etwas nerven. Das asiatische Quartett mit So Cheuk Lam, Wong Cheuk Sze, Ho Dong Qing und Lam Cheuk Yu, dass zuletzt bei der UCI-WM 2022 in Ghent Bronze gewonnen hatte, war die vergangenen zwei Jahre nicht angetreten. In Göppingen patzten die Vier im Finale und sahen sich mit 86,51 Punkten schon auf dem undankbaren vierten Rang.

Doch die nach ihnen fahrenden Franzosen Justine Martz, Alice Rieb, Valentine Rieb und Therese Rietsch kamen nach fehlerfreien Vorrunden-Ergebnis (113,16) nach mehreren Stürzen nur auf 84,56 Punkte – was Hongkong doch noch zum Gewinner der Bronzemedaille machte.

Einer Männer: Teilweise noch Luft nach oben für die Final-4 

Aus Sicht der WM-Gastgebers Deutschland verliefen die ersten Vorrunden-Wettbewerbe und Qualifikationen perfekt. Bei den Einer Männern setzte sich Titelfavorit Philipp-Thies Rapp (Tailfingen/GER) mit 206,23 Punkten klar gegen die Konkurrenz durch.

Ein Raunen ging durch die Arena als der Tailfinger das von ihm neu erfundene Element „freie Stützwaage“ zum Besten gab. Trotzdem beschrieb der amtierende UCI-Vize-Weltmeister seine erste Performance als „zurückhaltend“. Er will beim Finale noch etwas draufsetzen. Bundes- und Heimtrainer Dieter Maute nickte zufrieden: „Eine ideale Vorrunde.“

Noch nicht perfekt verlief die WM-Premiere des U23-Fahreres Linus Weber (Kirchdorf/GER). Der deutsche Vizemeister und U19-Europameister von 2024 stürzte beim Maute-Sprung, den Sprung vom Sattel- zum Lenkerstand. Danach blieb er cool und zeigte sich mit dem sechsfachen Drehsprung abgezockt. Das gab Bonuspunkte. Mit soliden 188,48 Punkten sicherte sich der WM-Neuling auf Anhieb die Final-Qualifikation. Frei dem Motto „erstmal ankommen“ gibt der Youngster sich kämpferisch und will am Samstagabend eine Schippe drauflegen.

Die beiden weiteren Finalplätze sicherten sich der letztjährige WM-Fünfte Yat Nam Chan (Hongkong-China/165,01 p.) und der Vorjahresfinalist Czaba Varga (Bokod/HUN – 160,90 p.).

Beachtenswert war das WM-Comeback des Österreichers Marcel Schnetzer. Er sicherte sich nach zwei Jahren Wettkampfpause mit 155,27 Punkten den fünften Platz.

Atemberaubende Balance-Künste im Zweier Elite

Spektakulär indes die Leistungen der Paris Open. Auch hier sind zwei deutsche Paare favorisiert.

Mit einer neuen persönlichen WM-Bestmarke setzten die amtierenden Weltmeister Lea-Victoria Styber und Nico Rödiger (Langenselbold) durch. Untermann Nico brilliert mit der mehrfachen Lenkerdrehung. Lea hingegen steht wie ein Brett bei den Schulterständen und den unglaublichen Übergängen ihres Partners Nico – wie vom Reitsitz- zum Steuerrohrsteiger. Nur beim letzten Übergang ging Lea etwas in die Knie. Aber kein Grund zur Sorge, sie steht das Ding. Zum Schluss gibts Schulterklopfen, Strahlendes verbeugen und winken ins Publikum. Ihre 161,47 Punkte bedeuten den Vorrunden-Sieg.

Die Vize-Weltmeister Niklas Kreuzmann / Celine Stapf setzten zuvor im Trikot von German Cycling ihren ersten Part auf zwei Rädern perfekt aufs Parkett. Auch der Beginn auf einem Rad lief super, die beiden waren im Flow! Bis zum Steuerrohrsteiger mit Schulterstand. Da kam Celine in Schieflage, konnte sich im vorwärts fahren unter Anfeuerung der Fans gerade noch retten. Doch im rückwärts musste sie vorzeitig abspringen. Dennoch, mit 132,58 Punkten sicherten sie sich Rang zwei. Und sie wissen nun fürs Finale: die Konzentration muss bis zum Schluss gehalten werden und alles bis zur letzten Sekunde perfekt sitzen.

Denn die Konkurrenz aus Hongkong-China klebt förmlich am Hinterrad. Tsz Hin Jeff Lim/ Tsz Leung Ron Lim – 2024 mit WM-Bronze dekoriert – erzielten glatte 130 Punkte. WM-Bestleistung und das sichere Final-Ticket für die Brüder.

Den vierten Finalplatz sicherten sich ihre Landsmänner Chun Wai Hui  und Chun Yin Hui. 2024 wurden sie mit 85,05 Zählern WM-Fünfter. Das sollte getoppt werden. Die Brüder wagten als einziges Duo den doppelten Maute-Sprung. Leider mit einem Sturz, der kostete zehn Punkte. Mit 114,46 Punkten steigerten sie sich und haben ihren Finalplatz sicher.

Radball: Deutschland dreht Rückstand gegen Frankreich zum klaren Sieg

Ohrenbetäubend laut wurde es bei den ersten Radballspielen der Men Elite League. In Gruppe A setze Titelverteidiger Deutschland mit Bernd Mlady und Raphael Kopp (Stein) das erste Achtungszeichen. Trotz 0:1-Rückstand gegen Frankreich (Quantin Seyfried / Mathias Seyfried) gewannen die Favoriten am Ende ungefährdet mit 6:1.

Packend hingegen das Auftaktduell in der Vorrundengruppe B zwischen Vize-Weltmeister Österreich (Patrick Schnetzer / Stefan Feurstein) und der Schweiz (Timon Fröhlich / Yannick Fröhlich). Der offene Schlagabtausch ging etwas überraschend an die Fröhlich-Brüder, Vize-Weltmeister von 2023. Sie gewannen knapp mit 7:6. In den weiteren Duellen trennten sich Ungarn und Japan mit 5:1 und das Osteuropa-Derby zwischen Tschechien und der Slowakei endete 6:1.

Frauen: Auftaktsieg für Weltmeisterinnen

Bei den Frauen gewannen die Weltmeisterinnen Danielle Holzer/ Judith Wolf aus Deutschland ihr Auftaktmatch gegen Japan (Sayaka Tokuhiro/ Nana Yamashita) mit 3:1. Die Schweizerinnen Sava Baumann und Chiara Dotoli schlugen indes das Team aus Tschechien (Blanka Adamova/ Veronika Kripnerova) klar mit 5:0.

Belgien führt „Challenger League“ an

In der Challenger League (ehemalige B-Divison) führt nach dem ersten Turniertag Belgien (Koen Uitterhaegen/ Robby Gubbelmanns) mit neun Punkten vor dem punktgleichen Hongkong-China (Wing Tai Ho / Ka Kin Kenny Chan) und Armenien (rnak Mkhitaryan / Artak Voskanyan – 3 Punkte).

 

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