WM 2025: Zweimal Gold für Deutschland – Hongkong und Ungarn schreiben Geschichte

Am zweiten Tag der Hallenradsport-Weltmeisterschaften in Göppingen/GER wurde Geschichte geschrieben. Erstmals ging ein Vize-Weltmeistertitel im Kunstradfahren nach Asien und ein Sportler aus Ungarn stand erstmals auf dem Siegerpodest. Währenddessen kristallisierten sich im Radball die Favoriten heraus und die Teams des Final-4 stehen fest.

2er Elite: Zweiter Titel in Folge

Lea-Victoria Styber und Nico Rödiger (Langenselbold/GER) sind die neuen UCI-Weltmeister im Zweier Elite. Im Final-4 wiederholte das deutsche Mixed-Duo die fehlerfreie Darbietung aus der Vorrunde. Mit 159,10 Punkten überboten die Titelverteidiger als letzte Starter des Final-4 alle Ergebnisse der vor ihnen gestarteten Konkurrenz.

„Vielleicht einer der schönsten Tage im Leben“, sagte Untermann Nico, „wir waren die Gejagten und haben das gepackt.“ Zu bisher dreimal WM-Silber (2021 – 2023) kommt nun zum zweiten Mal in Folge das UCI-Regenbogentrikot. Styber (27) und Rödiger (24) genossen die Standing Ovations, sendeten Herzchen nach oben und starteten die goldene Ehrenrunde.

„Im Schulterstand auf einem Rad habe ich gedacht, dass sich die Plackerei lohnt.“ Dreimal in der Woche fährt Lea per Bahn zum gemeinsamen Training nach Langenselbold. „Drei Stunden hin, drei zurück, wenn der Zug pünktlich ist und fährt…“

Erstes WM-Silber für Asien im Kunstradfahren 

Die Überraschung gelang den bisher zweifachen WM-Dritten Tsz Hin Jeff Lim und Tsz Leung Ron Lim aus Hongkong. Zwar hatten die Brüder einen Sturz. Doch ihre 123,27 Punkte und die damit sichere WM-Medaille bejubelten die beiden zusammen mit den rund 4.000 Zuschauern wie einen Sieg.

Es wurde sogar noch mehr als der dritte Rang. Es reichte zum Vize-Weltmeistertitel. Damit schrieben die Brüder WM-Geschichte. Es ist die erste Silbermedaille für Kunstradfahrer aus Asien.

Nach zahlreichen Rückschlägen Stolz auf Bronze 

Die auf Platz zwei gesetzten Vize-Weltmeister des Vorjahres, Niklas Kreuzmann und Celine Stapf (Soden/GER), lagen lange auf gutem Kurs. Sie starteten etwas nervös, fingen sich dann aber. Bis Kreuzmann der Handstand auf dem Lenker misslang. Der Sturz beim Schulterstand brachte das Duo dann um weitere wertvolle Punkte und Zeit für das letzte Element.

„Beim Blick zur Anzeige sahen wir, das wir hinter das vor uns gestartete Paar zurückgefallen sind“, schilderte das Duo auf seinem Instagram-Kanal „13baraufdemreifen“.

Ehrlich schilderten Kreuzmann/ Stapf ihre Emotionen: „Da ist erst einmal nichts außer Stille im Kopf. Weil wir wissen, wir können es besser. Weil es der wichtigste Moment der Saison war. Und weil es weh tut, wenn dieser Moment, auf den man hingearbeitet hat, nicht so gelingt, wie man es wollte.“

Mit 118,39 Punkten reihten sie sich auf Rang drei ein. Aus Sicht des erfolgsverwöhnten deutschen Lagers eine vermeindliche Niederlage. Doch die beiden sind Stolz auf ihre Platzierung: „Wir haben uns dieses WM-Ticket erkämpft. Gegen Rückschläge, Zweifel, Druck und die eigenen Grenzen“, so das Duo. Und dann betonen Kreuzmann/Stapf: Es gibt nur sehr wenige Athlet:innen, die überhaupt die Chance haben, auf dieser Bühne zu stehen. Und noch weniger, die mit einer Medaille nach Hause gehen. Wir dürfen zu diesen wenigen gehören.“

Platz vier ging wie in der Vorrunde schon an Chun Wai Hui / Chun Yin Hui aus Hongkong (107,12). Sie hatten nach Platz fünf im Vorjahr erstmals für die Finalrunde qualifiziert.

Einer Männer: Nicht perfekt aber dennoch herausragend

Nicht vollkommen perfekt, aber immer noch beeindruckend und atemberaubend der Vortrag des neuen Weltmeisters im Einer Männer. Der zweimalige Vize-Weltmeister Philipp-Thies Rapp (Tailfingen/GER) reihte eine Höchstschwierigkeit an die andere.

„Ich habe mich sehr gut gefühlt“, berichtete er – bis kurz unkonzentriert war und bei einer vermeintlichen Standardfigur auf dem Boden stand. 22 Sekunden vor Schluss machte er es doch noch spannend. Beim Übergang vom Kehrlenkersitzsteiger zum Standsteiger musste Rapp vom Rad, stieg aber schnell wieder auf und konnte seine komplette Kür beenden.

Mit 202,7 Punkten distanzierte der 22-Jährige seinen nächsten Konkurrenten um zehn Punkte. Das Ehrengeschenk, eine Flasche Champagner, überreichte ihm bei der Siegerehrung der bisherige UCI-Weltmeister Emillio Arellano (Spanien).

Der Newcomer Linus Weber (Kirchdorf/GER) hatte bei seinem ersten WM-Finale die Halle ebenso zum Beben gebracht. Achtmal schwang er sich beim Drehsprung um das eigene Rad. In der Vorrunde hatte der 19-Jährige schon mit sechs Umdrehungen verblüfft. Nach seinem Silber-Vortrag fand er kaum Worte – die Luft blieb ihm weg. „Ich hatte kurz Angst, auch vor dem Drehsprung, aber alles ging gut“, freute er sich. Mit den Bonuspunkten machte er einen frühen Sturz in der Anfangsphase seines Vortrages wett und erzielte 192,32 Punkte – die führten ihn zum WM-Silber.

Bronze beim 15. WM-Start

In die Herzen der Fans fuhr sich Czaba Varga aus Ungarn. Der Routinier weißt die meisten WM-Teilnahmen des Feldes auf. Seit 2010 ist er fester Teil des Teams Hungary. Und zum dritten Mal in Folge stand der 31-Jährige im FInal-4, das er eröffnete

Gemäß des Mottos „Aller guten Dinge sind drei“ zeigte er eine  Glanzkür – und blieb als einziger komplett fehlerfrei. Bei seinem 15. WM-Start erzielte er persönliche WM-Bestleistung. Seine ausgiebige Freude steckte die Zuschauer auf den Rängen zum Mitjubeln an. Mit 168,78 Punkten avanciert Czaba Varga sogar zum Nationalhelden. Als erster Ungar holt er mit Bronze eine UCI-Hallenradsport-WM-Medaille in seine Heimat.

Yat Nam Chan aus Hongkong (163,90) musste sich mit Rang vier begnügen. Doch der 21-Jährige verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um einen Rang und bekommt sicher noch weitere Chancen auf Edelmetall.

Zweier Frauen: Medaillengewinnerinnen des Vorjahres wieder im Final-4

Die Weltmeisterinnen im Zweier der Frauen ließen nichts anbrennen. Antonia Bärk und Henny Kirst (Bonn-Duisdorf/GER) zeigten einen makellosen Vortrag und ziehen mit 143,04 Punkten als Siegerinnen der Qualifikation ins Final-4 am Sonntag ein.

Auch die weiteren Mitfavoritinnen auf die Medaillenrunde sicherten sich sicher das Finalticket. Unerwartet war nur die Reihenfolge. Denn die amtierenden Vize-Weltmeisterinnen Kim Leah Schlüter und Nele Jodeleit (Knetterheide/GER) hatten keine fehlerfreie Kür dargeboten und rutschten mit ihren 119,23 Punkten unter die Marke der Schweizerinnen Simona Lucca und Larissa Tanner (Dürnten). Die WM-Dritten von 2024 erzielten 122,42 Zähler.

Den vierten Startplatz sicherten sich die WM-Neulinge Julia Stäheli und Tanisha Tanner (Amriswil/ 105,18).

Radball: Deutschland und Schweiz direkt im Final-4

Den direkten Weg ins Final-4 der Radball Elite League nahmen die amtierenden Weltmeister Bernd Mlady/ Raphael Kopp (Stein/GER) und die Brüder Timon Fröhlich/ Yannick Fröhlich (Altdorf/SUI). Beide Mannschaften setzten sich jeweils in ihrer Vorrunden-Gruppe ungeschlagen durch.

Den Weg über die Playoffs mussten die Zweit- und Drittplatzierten der beiden Vorrundengruppen antreten. Dabei traf Frankreich auf Tschechien und Österreich bekam es mit Japan zu tun.

Während die amtierenden UCI-Vizeweltmeister Patrick Schnetzer und Stefan Feurstein aus Österreich gegen die Underdogs aus Japan (Yusuke Murakami / Yuma Takahshi) mit 13:0 kurzen Prozess machten, hatten die französischen Brüder Quentin und Mathias Seyfried beim 6:4 gegen die Tschechen Radek Adam/ Tomas Horak etwas mehr zu tun.

Das erste Duell im Final-4 war dann Frankreich gegen Österreich. Bis zur Halbzeit zogen Schnetzer/ Feurstein auf 3:0 davon. Frankreich hatte ein paarmal Pech mit Pfostentreffern. Bis zum Ende erhöhte Team Austria auf 6:0.

Das zweite Duell lautete Deutschland gegen die Schweiz. Die Titelverteidiger Mlady/ Kopp zeigten, dass sie in perfekter WM-Form sind und bezwangen die Schweizer Brüder Fröhlich in einem hochklassigen Match mit 4:1.

Das erste Platzierungsspiel um Rang sieben gewann Ungarn (Vilmos Toma/ Tamas Arandas) gegen die Slowakei (Jan Holar/ Martin Kobes) mit 5:3. Die Slowaken müssen nun in die Relegation gegen den Sieger der Challenger League, Belgien (Koen Uitterhaegen/ Robby Gubbelmans). Tschechien und Japan bestreiten am Sonntag das Spiel um Platz fünf.

Radball Frauen: Deutschland steht im Endspiel

Bei den Radball-Frauen gewann Deutschland die Vorrunde. Die amtierenden UCI-Weltmeisterinnen Danielle Holzer/ Judith Wolf (Prechtal/Hofen) blieben bisher ungeschlagen und sicherten sich damit den direkten Einzug ins Endspiel um den Titel.

Den zweiten Finalplatz machen am Sonntag die Schweiz (Sava Baumann / Chiara Dotoli) und Japan (Sayaka Tokuhiro / Nana Yamashita) aus.

Tschechien (Blanka Adamova / Veronika Kripnerova) beendet das Turnier als Vierter.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert