Kunstrad-Wettkämpfe sind meist ein Termin ausschließlich für die Hallenrad-Community. Aber wie schafft man es, auch die Nicht-Insider in die Halle zu locken, Neugierde zu wecken?
Bundestrainer Dieter Maute und Sohn Max vom RSV Tailfingen haben eine Antwort gegeben. Das UCI-Weltcupfinale in Albstadt war ein echtes Event. Flammende Lichteffekte, coole Musik, professionelle Moderation und sportliche Höchstleistungen sorgten für Stimmung auf den Rängen. Die wiederum übertrug sich auf die Sportler, die Beeindruckendes ablieferten. Diese Werbung für den Sport – und das knapp eine Woche vor der WM in Stuttgart – sollte Nachahmer finden und andere Sportfans anlocken.
Der vierfache Weltmeister Lukas Kohl (Kirchehrenbach), der in der Zollern-Alb-Halle den Sieg und die Weltcup-Gesamtwertung einheimste, brachte es auf den Punkt. „Max und Dieter haben das genial aufgezogen. Ich könnte nicht sagen, was man besser machen kann.”
WM-Titelverteidigerin Milena Slupina (Bernlohe) beschrieb ihre Eindrücke: “Der Fokus auf die Fläche war stark, die Effekte passten.” Die hochwertige Präsentation fordert einen hohen monetären Aufwand. Aber dank zahlreichen Zuschauern und Wirtschaftspartnern exklusiv für jede Disziplin hat sich der Aufwand gelohnt.
Im Vorfeld auch eine gelungene Öffentlichkeitsarbeit: Ein 90-minütiger Podcast mit Dieter und Max (in der „Stimme des Sports“) und ein ganzseitiges Doppelinterview in der Regionalzeitung mit dem Macher-Duo puschten die Zweirad-Gala.
Bei der wartete die gesamte Weltklasse aus 14 Nationen mit Leistungen auf, die selbst den Moderator „flashten“. Die Fans reagierten mit stehenden Ovationen samt Klatsch-Orgien.
Das freute Max Maute. bis 20 Minuten vor seiner Kür gab es noch organisatorische Dinge zu regeln. „Das habe ich unterschätzt. Permanent wollte jemand etwas von mir.“ Aber Events zu veranstalten sei eben seine „zweite Leidenschaft“. Und für den dritten Rang hinter Kohl und Marcel Jüngling (Dornbirn) reichte es dennoch.
Nur für den Abbau der komplexen Hallen-Ausstattung stehe Maute bestenfalls „noch mental“ zur Verfügung. In der Stuttgarter Porsche-Arena erlebt der 23-Jährige seine WM-Premiere. Die erfolgreiche Show in Albstadt dient jedoch als große Referenz.
Emotional wurde es im Einer Frauen. Hier war Weltmeisterin Slupina nicht zu schlagen. Mit langem Applaus wurden indes die Zweitplatzierte Mattea Eckstein (Stuttgart) sowie Maren Haase (Hoffnungsthal) auf Rang drei bedacht.
Haase hatte schon während ihrer Schlussübung Tränen in den Augen, die auch bei der Siegerehrung floßen. Sowohl für sie als auch für Eckstein war es der letzte Wettkampf. Beide gaben ihren Rückzug vom Leistungssport bekannt.
Beste Nichtdeutsche an diesem Tag war Magdalena Müller (Italien/135,27).
Die Weltmeister der Offenen Zweierklasse, Sea Schefold und Max Hanselmann (Öhringen), begeisterten unterdessen mit dem Handstand/Kopfstand, Maute-Sprung und weiteren Höchstleistungen. Damit gewannen sie souverän.
Nina Stapf und Patrick Tisch (Magstadt) gingen nach einem gelungenen Vortrag lächelnd von der Fläche. Platz zwei im Gesamtweltcup war der Lohn.
Stark auch die Darbietungen von den Newcommern und Drittplatzierten Lea-Victoria Styber/Nico Rödiger (Langenselbold), die bei den beiden Übergängen mit Schulterstand Absteiger in Kauf nehmen mussten. Sie zählen bei der WM ebenso als Neulinge als Geheimfavorit.
Die Favoritinnen im Zweier Frauen, Sophie-Marie Wöhrle/Caroline Wurth (Gutach) mussten sich in der Tageswertung ihren Konkurrentinnen Helen Vordermeier/Selina Marquardt (Denkendorf/Magstadt) zwar geschlagen geben, schlüpften aber dennoch ins Weltcup-Leadertrikot.
Dritte der Gesamtwertung wurde die Schweizer Formation Sina Bäggli/ Julia Hämmerle (FR Stäfa), während Rosa Kopf/ Svenja Bachmann (RV Enzian Sulz/AUT) im Abendfinale die drittbeste Darbietung ablieferten.
Im Vierer Kunstrad fuhr das Quartett des VfH Worms zum zweiten Weltcup-Tagessieg und damit auch zum ersten Gesamterfolg. Mit 200,63 Punkten blieben sie als einziges Team über der magischen 200er Marke. Dahinter folgte das Schweizer Quartett aus Rheineck/Uzwil, das an diesem Tag 197,61 Punkte erreichten. In anderer Besetzung trat der RSV Steinhöring an. Mit noch fehlender Abstimmung reichte es am Abend nur zu Rang vier, aber zur Platz drei der Saisonwertung. (red/st/ws)
Schreibe einen Kommentar