WM 2022: Lukas Kohl holt Titel Nr. 6 – Wöhrle/Wurth triumphieren im vierten Anlauf

Wenn es eine todsichere Wette auf eine Goldmedaille gibt, dann ist es die auf Lukas Kohl. Der deutsche Kunstradfahrer aus dem bayerischen Kirchehrenbach dominiert seine Disziplin seit seinem ersten WM-Titel 2016. Seither ist der nunmehr sechsfache Weltmeister ungeschlagen – in allen von ihm bestrittenen Turnieren.

Der 26-Jährige zelebrierte bei der WM in Gent Kunstradfahren auf allerhöchstem Niveau. Bei kaum einen anderen Athleten trifft die Floskel „wie auf Schienen“ besser zu, als beim Weltrekordhalter. Selbst ein minimaler Fehler im Finale brachte Lukas Kohl nicht aus dem Konzept. Sein Ergebnis war am Ende – wie eigentlich immer – höher, als die Kür-Ausgangswerte seiner Verfolger.

 

„An Lukas vorbeizukommen, daran ist gar nicht zu denken“, kommentierte der Drittplatzierte Spanier Emilo Arellano. Von einem Titelgewinn wagt der U23-Athlet deswegen aktuell gar nicht zu denken. Der in Deutschland aufgewachsene Sohn des ehemaligen Vizeweltmeister José Arellano gewann bei seiner zweiten WM-Teilnahme erneut Bronze. „Mein Ziel war eigentlich schon der Vizetitel“, gab der 20-Jährige zu.

Immerhin ging Arellano mit der zweit schwersten Kür als vorletzter Starter ins Rennen. „Aber ich habe es mir mit eigenen Fehlern verdorben.“ In beiden Durchgängen misslang ihm der Drehsprung. Zudem gingen im Finale die Drehungen im Lenkerstand schief. Letztlich strahlte er aber dennoch über seine zweite Bronzemedaille. „Ich werde jetzt noch etwas härter an meiner Sicherheit im Programm arbeiten, um bei der WM in Glasgow 2023 weiter nach vorne zu kommen.“

Auch dem zweitplatzierten Marcel Jüngling (Dornheim/GER) misslang im Final4 die Lenkerstanddrehung. Eigentlich die Paradeübung des Deutschen. Kaum ein anderer fährt dieses Element mit so viel Gefühl. Von seinem Sturz ließ sich der Nationaltrainer der deutschen U19 aber nicht aus der Ruhe bringen und zeigte ansonsten – wie schon in der Vorrunde – eine perfekte Kür. Die brachte ihm die zweite Silbermedaille nach 2019 ein.

Rang vier ging dieses Mal nach Ungarn. Martin Schön bestritt nach 2019 seine zweites Final4 und steigerte sich hier deutlich. Er zeigte einen sturzfreien Vortrag und es war seine beste Performance auf einer Weltmeisterschaft, mit der nur knapp seine eigene Bestleistung verfehlte. Doch was seine WM-Teilnahmen angeht, kann ihm wohl keiner das Wasser reichen, da ist er unter den aktuellen Athleten ein Rekordhalter. Denn seit 2006 gehört Martin Schön zum WM-Starterfeld der Männer und kann nunmehr auf 15 Titelkämpfe zurückblicken.

1er Männer Final-4
1. Lukas Kohl (GER) 208,20
2. Marcel Jüngling (GER) 196,41
3. Emilio Arellano (ESP) 189,78
4. Martin Schön (HUN) 175,60

2er Frauen: Aus dem Gleichgewicht gekommen

Beinahe wäre es wieder passiert und Sophie-Marie Wöhrle sowie Caroline Wurth hätten einmal mehr nur auf dem zweiten Podestrang gestanden. Es waren zwei Mühle-Steigerdrehungen, die den dreifachen Vizeweltmeisterinnen im Zweier Frauen beinahe zum Verhängnis wurden.

Sophie-Marie geriet zweimal aus dem Gleichgewicht, musste einmal sogar vom Rad absteigen. Das kostete wertvolle Punkte und vor allem Zeit um Kampf um den angestrebten Titel. Denn den wollten die aktuellen Europameisterinnen unbedingt im vierten Anlauf gewinnen.

Erneut waren sie mit der schwierigsten Kür angetreten und nach Platz zwei in der Vorrunde nun endlich der Sieg her. „Der erste Teil unserer Kür auf einem Rad verlief auch super. Aber irgendwie sind wir im zweiten Part dann doch zunehmend nervös geworden“, sagte Carolin Wurth.

Nach ihren beiden Patzern kamen bei fachkundigen Fans Zweifel auf. „Ja, ich hatte erst auch gedacht, dass es nicht reichen wird“, gab Caroline zu. Doch als sie nach der letzten Übung vom Rad stiegen, brandete tosender Applaus auf, denn ihre Punktzahl lag über der erzielten Marke ihrer Gegnerinnen. „Jetzt sind wir einfach nur happy, dass wir endlich das Regenbogentrikot gewonnen haben“, strahlte Carolin.

Mit dem Vizerang mussten dieses Mal die Titelverteidigerinnen Selina Marquardt / Helen Vordermeier (Stuttgart) vorliebnehmen. In der Qualifikation hatten sie sich mit einem famosen Vortrag an die Spitze gesetzt, dabei ihre persönliche Bestleistung nur knapp verfehlt. Im Finale erwischte es sie dann aber bei der Lenkerstanddrehung/Dornenstand. Sie gerieten in Schieflage und standen auf dem Boden. Das waren die entscheidenden Zähler, die ihnen am Ende zum Sieg fehlten.

Rang drei sicherten sich erneut Rosa Kopf und Svenja Bachmann aus Österreich. Das Duo vom RV Enzian Sulz war in diesem Jahr vom Verletzungspech verfolgt. Svenja zog sich im Frühjahr einen Armbruch zu. Nach drei Bronzemedaillen (2018, 2019, 2021) wollten sie gern um Silber fahren, mussten dafür aber auf schwerwiegende Patzer der deutschen Paare lauern. Ihr Minimalziel einer Medaille geriet aufgrund von einigen Fehlern ins Wanken.

  

Doch mit drei Punkten Vorsprung auf die erneut Viertplatzierten Sina Bäggli / Julia Hämmerli (Schweiz) reihten sich Kopf/Bachmann zum vierten Mal in Folge auf Rang drei ein.

2er Frauen
1. Caroline Wurth / Sophie-Marie Wöhrle (GER) 142,72
2. Selina Marquardt / Helen Vordermeier (GER) 140,45
3. .Rosa Kopf / Svenja Bachmann (AUT) 118,82
4. Sina Bäggli / Julia Hämmerli (SUI) 115,97

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